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Armut

2020 hat die Armut in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. 13 Millionen Menschen sind davon betroffen, das entspricht beinahe 16 % aller hier lebenden Personen. So lautet jedenfalls der Befund des Armutsberichts 2020 des „Der Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband“. Bereits seit 2006 nimmt die Gruppe der Menschen mit zu wenig Einkommen, bei denen wirtschaftliches Wachstum nicht ankommt, beständig zu.

Von Armut bedroht

Armut, das heißt in Deutschland, weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung zu haben. Die größten, von Armut bedrohten Gruppen sind dabei Arbeitslose, Alleinerziehende, Kinderreiche und Menschen ohne deutsche Staatbürgerschaft. Bezeichnend ist, dass ein überwiegender Teil der Armen erwerbstätig oder in Rente ist – und der Verdienst oder die staatlichen Leistungen einfach nicht ausreichen. Wie auch: So sind 5,02 Euro täglich für die Ernährung der 3,8 Millionen Menschen, die Arbeitslosengeld II empfangen, vorgesehen. Zu wenig Geld für eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Zu wenig Geld für biologische, nachhaltige Lebensmittel und viel zu wenig Spielraum, um mehr für Lebensmittel ausgeben zu können oder wollen.

13 Millionen Menschen sind dementsprechend auf günstige Lebensmittel angewiesen. 1,6 Millionen von ihnen versorgen die Tafel Deutschland e.V. täglich, bundesweit, darunter 30 % Kinder. Wenn wie seit einigen Monaten Preise für Obst und Gemüse steigen, sind die Tafeln oft die einzige Möglichkeit, frische Lebensmittel zu erhalten. Dass die Tafeln die mangelnde staatliche Versorgung dieser Menschen kompensieren müssen, ist eine Schande für ein reiches Land wie Deutschland.

Tagesration mit Hartz IV, Ausstellungsdidplay des Hygienemuseums Dresden

Corona als Beschleuniger

Die Coronakrise wird diesen Trend noch beschleunigen. Sie trifft nicht alle Menschen gleich – sondern derzeit vor allem Erwerbstätige der Gastronomie oder in Leiharbeit Tätige, viele Minijobber:innen und Soloselbstständige, womit sie letztlich zu mehr Ungleichheit und mehr Armut in Deutschland beitragen wird. Armut ist anpackbar. Nämlich mit Geld. Was wir brauchen und fordern, ist eine eine ehrliche Debatte darüber, wie hoch Löhne und staatliche Sicherung sein müssen, um ein gutes Leben zu führen. Denn Ernährungssicherheit darf keine Frage der Brieftasche sein.