Viele Grüße vom Feld! Häppy 1. Mai!
Ein Teil von uns hat die letzten zwei Wochen den LebensWurzel e.V. & Schellehof – Solidarische Landwirtschaft auf dem Acker unterstützt. Wenn bei sengender Hitze und staubtrockenem Wind alles weh tut, konnten wir am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, eine Arbeit zu leisten – die, wie viele körperlich anstrengende Tätigkeiten, oft nicht die Anerkennung erhält, die ihr eigentlich gebührt.
Niedriglohnland Deutschland
So wie die 300 000 Menschen, die jedes Jahr als Saisonarbeiter nach Deutschland kommen, um hier vor allem Spargel und Erdbeeren zu ernten. Produkte, die wir lieben – und hinter denen eine Arbeit steht, die nur Wenige machen wollen. Daher arbeiten vor allem Menschen aus Osteuropa für Mindestlohn auf unseren Feldern. Die Reise, Verpflegung und Unterbringung zumeist von ihrem schmalen Lohn zahlen. Weit über 1000 Mal am Tag bückt man sich beim Spargelstechen – wer viel leistet, bekommt eine Zulage.
Das betrifft nicht nur Saisonarbeitskräfte. Jeder Fünfte arbeitet in Deutschland für unter 10 Euro die Stunde, im Niedriglohnbereich. Oft sind das ostdeutsche Frauen in Dienstleistungsberufen, Teilzeit- und Leiharbeiter. Nur ein Drittel der Beschäftigten im Einzelhandel wird nach Tarif bezahlt. Wie auch in der Gastronomie wird hier oft auf Teilzeitkräfte zurückgegriffen, die nur den Mindestlohn erhalten. Dabei verlangen diese Jobs, ob als Kellner, Pfleger, Saisonarbeiter, Kassierer, Lieferant, Regalverräumer, Raumpfleger, den Mitarbeitern psychisch und physisch alles ab – um am Ende Altersarmut zu erfahren.
Lokale Produzenten unterstützen
Es sind die Menschen in diesen Berufen, die sich und ihre Angehörigen seit 6 Wochen einer unmittelbaren Gefahr aussetzen. Deren Arbeitsbedingungen noch schwieriger wurden – und die mehrheitlich nur unzureichenden Schutz erfahren. So wie der an Corona gestorbene, rumänische Erntehelfer in Baden-Württemberg. Dabei ist vor allem kleinen Arbeitgebern das Wohlergehen ihrer Arbeitnehmer wichtig – sie können sich aber oft gegen finanzstarke Konkurrenz, die Löhne drückt, nicht behaupten. Auch deshalb müssen Arbeitnehmerrechte gestärkt werden. Auch deshalb ist es wichtig, lokale Unternehmen und Erzeuger zu unterstützen. Damit die Jobs erhalten bleiben – mit Löhnen, von denen ein gutes Leben möglich ist. Zu guten Bedingungen. Und hier kommen wir ins Spiel.
Applaus ersetzt keine gerechte Entlohnung
Ende März war er plötzlich überall – der Beifall für Menschen, deren Berufe plötzlich als „systemrelevant“ anerkannt wurden. Die uns nicht egal sein sollten, aber oft unsichtbar blieben. Auch wir tragen Verantwortung. Dafür, diese Zustände hinzunehmen und sie als normal zu akzeptieren – vielleicht auch, weil wir es nicht so genau wissen wollen. Wenn wir allerdings weiterhin wegsehen, wird sich die zunehmende Ungleichheit in der Gesellschaft noch beschleunigen. Auch wenn Corona irgendwann vorbei geht, müssen wir daher solidarisch sein mit den Menschen, deren Lohn oft zu wenig ist. Damit die Geste des Applauses nicht das Einzige ist, das bleibt.