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Hunger

Vielleicht kennen wir diese Zahlen: Wieviele Menschen weltweit hungern – während gleichzeitig ein Drittel aller produzierten Lebensmittel im Müll landet. Wieviele von Mangelernährung bedroht sind – während ein Viertel der jährlichen Getreideernte ans Vieh verfüttert wird. Und wieviele Menschen auch hierzulande nur ungenügend durch die Gesellschaft geschützt werden. Vielleicht wissen wir auch, dass 2019 weltweit 850 Millionen einer ungesicherten Ernährungslage ausgesetzt waren – oder hungerten. Und wir haben schonmal gehört, dass das jeden 9. Menschen betrifft oder dass jeden Tag 24000 Menschen daran sterben. Dass der Hunger nicht zurück ist, sondern seit 2015 wieder auf dem Vormarsch. Und dass Corona droht, 2021 weitere 80 Millionen Menschen in die extreme Armut zu stoßen.

Wenn der Teller leer bleibt

Was Hunger bedeutet

Vielleicht wollen wir das oft auch gar nicht so genau wissen. Vor allem, was Hunger wirklich bedeutet: Was der Duden mit einem „unangenehmen Gefühl in der Magengegend“ beschreibt, kennen wir – und auch wieder nicht. Denn Hunger ist mehr als Mangel an Nahrung. Er ist entwürdigend und die elementarste Form von Elend. In der politischen Arbeit werden drei Formen von Hunger unterschieden. Das ist erstens der akute Hunger als Unterernährung über einen absehbaren Zeitraum hinweg. Auslöser hierfür sind Dürren und Katastrophen. Meist leiden Menschen, die von akutem Hunger betroffen sind, auch unter chronischem Hunger. Dieser stellt zweitens eine dauerhafte Unterernährung dar. Dabei nimmt der Körper dauerhaft zu wenig Nahrung auf. Chronischer Hunger steht in unmittelbarem Zusmmenhang mit Armut und ist global am weitesten verbreitet. Schließlich gibt es drittens noch den verborgenen Hunger. Er ist eine Form des chronischen Hungers. Aufgrund von Essensmangel und einseitiger Ernährung fehlen den Menschen wichtige Nährstoffe. Weniger sichtbar als akuter Hunger führt Nährstoffmangel langfristig zu schweren Krankheiten. 2 Milliarden Menschen leiden weltweit an verborgenem Hunger – auch in den vermeintlich reichen Industrieländern.

Hunger als Verteilungsproblem

Was uns eigentlich wütend machen sollte, scheint irgendwie „normal“. Weil wir das Wort so häufig hören, dass es an Eindringlichkeit verloren hat, schauen wir oft weg. Vielleicht, weil wir glauben, das hätte nichts mit uns zu tun. Tatsächlich gibt es nicht zu wenig Lebensmittel, diese sind nur ungerecht verteilt. Und während Millionen hungern, werden hier „überschüssige“ Lebensmittel vernichtet. Klimawandel, Konflikte um Land, Ausbeutung, Viehhaltung und Spekulation sind zusätzliche Ursachen für Knappheit von Nahrung in bestimmten Regionen der Welt – die schutzlos und strukturell abhängig vom globalen Norden sind. Also doch von uns.

Die Gründe für Hunger sind vielfältig

Vielleicht glauben wir ja, Hunger wäre nicht unser Problem. Und ja, in Europa hungern vergleichsweise wenige Menschen. Trotzdem gab es bereits vor der Pandemie bundesweit 700000 Wohnungs- und Obdachlose. 13,4 Millionen Menschen in Deutschland sind armutsgefährdet, weil sie weniger als 60 % des mittleren Einkommens zu Verfügung haben. 1,6 Millionen Menschen finden Unterstützung bei den Ausgaben des Tafel Deutschland e.V. – davon ein Großteil Senioren. Auch damit sie nicht hungern müssen. Am Ende ist es egal, ob wir die Zahlen kennen: DasThema muss trotzdem zurück auf die Agenda. Die Coronakrise zeigt uns klar die Versäumnisse und Verwerfungen einer zunehmend ungleichen Gegenwart auf, in der Menschen ausbeutbare Ressourcen sind, für die keine Verantwortung übernommen wird. Sie zeigt uns die Grenzen unserer Art zu leben und zu wirtschaften auf. Und dass es unbestreitbare und angemessene Absicherungen braucht, um ein Leben in Würde führen zu können. Hier und überall. Vielleicht wurde der Friedensnobelpreis 2020 auch deshalb dem Welternährungsprogramm der UNO verliehen. Damit wir wieder hinsehen.

Pandemie

Heute schon Schwein gehabt? Viel wurde in einem Jahr Pandemie erzählt. Und noch mehr geschrieben. Manches neue Wort haben wir gelernt. Herdenimmunität zum Beispiel. Oder Reproduktionsfaktor. Plötzlich sind wir alle Virologen und manche von uns überzeugt, dass mehr hinter all dem stecken muss. Was wir dabei aus den Augen verlieren, ist das eigentlich Offensichtliche: Dass diese Situation nicht aus dem Nichts kommt – sondern damit zu tun hat, wie wir mit unserer Umwelt umgehen.

Schweine haben eine ganze Menge mit der Pandemie zu tun / Bild von Maria Funke

Pandemie durch die Zerstörung von Lebensraum

Während unsere Welt auf Pause gestellt ist, schreitet die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen stetig voran. Und das hat auch mit der Fleischindustrie zu tun. 60 kg Fleisch isst jeder Deutsche im Jahr, durchschnittlich. Das sind 200 Millionen Nutztiere, die 2019 in deutschen Ställen lebten. Für sie wird auf der Hälfte der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland Tierfutter angebaut. Da Gras, Getreide und Mais aber nur einen Teil des Futterbedarfs decken, müssen eiweißreiche Futtermittel importiert werden. So wie Soja. Weiterhin werden vor allem in Südamerika Regenwälder gerodet, um Platz für den Anbau von Soja zu schaffen.

Die „Fläche“, die allein Deutschland in Brasilien für seinen Sojakonsum belegt, ist mittlerweile so groß wie Schleswig-Holstein. Und weiterhin dringen Menschen in die Lebensräume wilder Tiere vor. Sie jagen, roden, beuten Ressourcen aus. Dadurch kommen sie und ihre Nutztiere in Kontakt mit Krankheitserregern, die ihre ursprünglichen Gebiete vorher nie verlassen hatten. Die Zerstörung der Ökosysteme erhöht auch das Ansteckungsrisiko mit diesen neuartigen Erregern. Leidtragende sind die Arbeiter vor Ort, die auf die Arbeit angewiesen sind und sich oftmals nicht schützen können. Auch wenn Wildtiermärkte in China mittlerweile verboten sind, sind diese Märkte nicht die einzigen Orte, an denen Tiere zusammengepfercht in engen Boxen vor sich hinvegetierten.

Wir brauchen eine Änderung unserer Gewohnheiten

Denn weiterhin sind die Zustände in der industriellen Massentierhaltung ein idealer Nährboden für Mutationen, antibiotikaresistente Keime und sogenannte „Zoonosen“ – Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen können. Ob durch die Nähe zum Tier oder den Verzehr von tierischen Produkten. Es ist kein Zufall, dass 75 Prozent der neu aufgetretenen Kranheitserreger der letzten Jahre Zoonosen waren. Weltweit werden 70 Milliarden Tiere jedes Jahr geschlachtet. Die Mehrheit lebt in engen, verdreckten Ställen. Gleichzeitig haben immer mehr Menschen weltweit Lust auf Fleisch. In kürzester Zeit müssen immer mehr Tiere schlachtreif gemästet werden. Ebola, Vogelgrippe, SARS sind alle vielleicht nur ein Vorgeschmack darauf, was uns in Zukunft durch die zunehmende, industrielle Tierhaltung erwartet. Nämlich weitere Pandemien. Wer jetzt glaubt, dass das Ganze nichts mit uns zu tun hat, irrt.

Die 200 Millionen Nutztiere in Deutschland lebten zum Großteil in industrieller Haltung – welche auch hier die Umwelt verschmutzt, die Tiere ausbeutet und unsere Gesundheit gefährdet. So weist Deutschland mittlerweile die zweitgrößte Nitratbelastung in der EU auf. Anstatt auf chinesische Wildtiermärkte oder Fledermäuse in Südostasien mit dem Finger zu zeigen, sollten wir stattdessen unsere eigenen Gewohnheiten wirklich ändern. Unseren Konsum. Und so vielleicht ab und zu weniger Schwein haben.

Fleischproduktion

Nicht zuletzt durch die Coronapandemie sind die Zustände in der fleischverabeitenden Industrie im letzten Jahr stark diskutiert worden. Aber hier hört es nicht auf. Denn an der Fleischproduktion ist vieles problematisch. Von der Tierhaltung über die Verarbeitung bis hin zu den Preisen, die für Wurst und Schnitzel im Supermarkt verlangt werden. Und dann gibt es da noch die Tatsache, dass unser Fleischkonsum indirekt auch für die Coronapandemie verantwortlich ist. Aber eins nach dem anderen.

Ob Kuh, Schwein oder Schaf – alles, was auf dem Teller landet hat vorher gelebt

Anstieg trotz fleischfreier Trends

Obwohl vegetarische und vegane Ersatzprodukte in den letzten Jahren boomen, hat der weltweite Fleischkonsum in den letzten Jahren zugenommen. Mit rund 360 Millionen Tonnen im Jahr hat sich die Produktion in den letzten 20 Jahren mittlerweile verdoppelt. Immer mehr Menschen können sich Fleisch auf dem Teller leisten – und tun es auch. In Deutschland liegt der Konsum seit Jahren konstant bei rund 60 kg pro Kopf und Jahr. Zwar gibt es heute weltweit wachsende Bedenken bezüglich Tierhaltung, Gesundheit und Nachhaltigkeit in der Fleischproduktion – im Durchschnitt hält das die Menschen jedoch nicht vom Verzehr ab.

Während der Markt für Fleisch also wächst, gilt das nicht für alle Sorten gleichermaßen. Denn der Anteil von Rind und Schaf nimmt am Gesamtkonsum ab, während Schwein und Geflügel von immer mehr Menschen gegessen werden und den Markt dominieren. Das hat zur Folge, dass der Verkauf – oder Export – von Geflügel oder Schweinefleisch mittlerweile ein sicheres Geschäft ist. Auch in Deutschland, wo die Nutztierhaltung ein wichtiges Standbein der Landwirtschaft ist. EU-weit nimmt Deutschland sogar die Spitzenposition bei der Erzeugung von Schweinefleisch und diversen tierischen Produkten ein. So erzeugen wir fast 20 Prozent mehr Schweinefleisch als wir benötigen – das dann auf den Märkten im Ausland verkauft wird. Dieses Wachstum ist allerdings teuer erkauft.

Zunahme des Fleischkonsums, einsehbar beim diesjährigen Fleischatlas

Die Schattenseite der Fleischproduktion

Wie wir bereits wissen, sind Lebensmittel nie einfach nur ein Stück Brot, ein Käse oder eben eine Wurst. Sondern dahinter stehen Ressourcen, die bei der Produktion verbraucht werden. Klar konsumieren wir bestimmte Tiere, wenn wir Fleisch essen. Aber auch Wasser, Energie, Futter, Arbeitskraft – Ressourcen, die nicht eingepreist werden. Dazu verursacht Fleischproduktion immense Umweltschäden, in Deutschland und weltweit. So ist die Nitratbelastung deutscher Böden so hoch, dass durch die Europäische Union eine Geldstrafe droht. Diese Belastung, die das Grundwasser verseucht, tritt vor allem auf, wo viele Tiere gemeinsam gehalten werden – und dementsprechend viel Gülle anfällt. Unter Massentierhaltung leiden also nicht nur die Tiere, sondern auch die Umwelt. Neben der Verschmutzung von Boden und Wasser verursacht die Fleischproduktion die Hälte aller Treibhausgase der gesamten Nahrungsmittelindustrie,

Da Fleisch auch aufgrund massiver Subventionen günstig gehandelt wird und der weltweite Appetit darauf wächst, werden immer mehr landwirtschaftliche Flächen für die Viehwirtschaft benötigt. Gleichzeitig werden auf immer mehr Ackerflächen Futtermittel wie Soja oder Mais angebaut. Bereits jetzt landen über ein Drittel der jährlich geernteten Feldfrüchte in den Mägen der Tiere. Und das, obwohl weltweit 900 Millionen Menschen hungern. Und auch die Umwelt leidet unter diesen riesigen Monokulturen. Für die in Brasilien beispielsweise der Regenwald gerodet wird. Dieser Verlust natürlicher Rückzugsräume wilder Tiere führt nicht nur zu einem Rückgang von Biodiversität. Sondern auch dazu, dass Krankheiten auf Nutztiere überspringen können. Was in der Biologie Zoonose heißt, ist wahrscheinlich der Urheber der Coronapandemie.

Fleisch für den Müll produziert

Einen anderen Umgang entwicklen

Und nicht nur Umweltschäden gehen auf das Konto der Fleischproduktion. Zuletzt waren die Bedingungen, unter denen die Arbeiter:innen in den Fleischfabriken arbeiten müssen, viel in der Kritik. Und das zu Recht. Es sind zumeist Menschen aus Osteuropa, die hier ausgebeutet werden ohne Arbeitnehmerrechte oder ein faires Gehalt. Und das alles nur, damit wir unser billiges Hackfleisch auf dem Teller haben. Billiges Fleisch ist doppelt bezahlt. Nicht nur, weil wahre Kosten nicht eingepreist sind, sondern auch, weil wir es weniger schätzen. So landen auch in Deutschland jedes Jahr über 8 Millionen Hühner als Fleischabfälle in der Tonne. Nicht in der Gastronomie oder der Verarbeitung. Nein, bei uns zu Hause. Mit anderen Fleischsorten sieht es kaum anders aus. Am Ende der Kette also, nachdem Mensch, Tier und Umwelt massiv ausgebeutet wurden, fliegt das Fleisch in den Müll.

Dabei kann man von so eiem Huhn fast alles essen. Was bis in die 1950er auch gemacht wurde. Danach haben sich die Ess- und Sehgewohnheiten verändert. Der Supermarkt schweißt Fleisch in Plaste ein und lässt kaum erahnen, dass dafür ein Tier gestorben ist. Und das ist ein Grundproblem. Denn wir brauchen einen neuen Bezug zum Fleisch. Müssen es wieder schätzen lernen. Und es als das besondere Lebensmittel sehen, dass es ist. Und nicht zuletzt müssen wir weniger Fleisch essen. Wenn wir wollen, dass unsere Umwelt weiterhin für alle Menschen lebenswert ist.

Spekulation

In einer begrenzten Welt kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Da schnell erkaufter, wirtschaftlicher Erfolg immer einen Preis hat – der meistens unmittelbar mit der Ausbeutung von Menschen oder Umwelt verbunden ist. Denn der Drang nach Wachstum führt dazu, dass immer neue Märkte erschlossen werden müssen. Und dass Dinge, die vorher nicht Teil des Finanzmarktes waren, zu Gütern werden, mit denen gehandelt wird. Diese Ausdehnung des Marktes können wir uns durchaus bildlich vorstellen. So verlieren wir jede Minute eine Fläche Regenwald, die der Größe von 30 Fußballfeldern entspricht. Diese Flächen werden zu 80% für den Anbau von eiweißreichem Viehfutter gerodet. Und immer öfter muss nicht nur der Wald weichen, sondern werden auch die Lebensmittel selbst zum Spekulationsobjekt.

Wetter auf Lebensmittelpreise – das Bild stammt ist vom Oxfam Bericht zur Nahrungsmittelspekulation

Mit Hunger Geld verdienen

Doch was heißt das eigentlich, Spekulation? An der Börse wird klassischerweise auf Aktien spekuliert. Das heißt nichts anderes, als auf deren Wert gewettet. Und mit der Nachfrage steigen die Preise. Neu ist nun, dass seit einigen Jahren Agrarrohstoffe zunehmend Spekulationsobjekt sind. Das heißt, dass nun auch Reis, Mais oder Weizen den Wetten gewinnorientierter Händler ausgesetzt sind. Neben der Tatsache, dass Nahrungsmittel sichere Anlagen sind, da mehr Menschen mehr essen müssen, treiben auch Biokraftstoffe die Preise hoch. Denn auf immer mehr Flächen weltweit werden Mais, Raps oder Soja nicht zum Verzehr, sondern zur Energie- oder Kraftstoffgewinnung angebaut. Die entsprechenden Lebensmittel fehlen dann auf den Weltagrarmärkten, was die Preise nur noch weiter hochtreibt. Die Anleger, die ihr Geld in Rohstoffe investiert haben, machen bei steigenden Preisen hohe Gewinne. Verlierer sind vor allem Menschen im globalen Süden, die sich Nahrung dann nicht mehr leisten können.

So verschärft die Spekulation auf Lebensmittel die weltweite Ernährungskrise noch. Beispielsweise trieben laut Oxfam Finanzspekulanten in den Jahren 2007/2008 die weltweiten Getreidepreise in die Höhe. In Äthiopien stiegen so die Maispreise um 100 Prozent, die Weizenpreise in Somalia um 300 Prozent. Diese rasant steigenden Preise für Lebensmittel führten zu Hungerprotesten in 61 Ländern und destabilisierten ganze Regionen. Gleichzeitig wachsen europäische Lebensmittelexporte vor allem im globalen Süden. Die EU subventioerniert diese Exporte mit viel Geld. Doch was für europäische Bauern ein zusätzliches Einkommen bedeutet, hat für die Kleinbauern in den Entwicklungsländern fatale Folgen. Denn hoch subventionierte Produkte wie etwa billiges Schweinefleisch machen den afrikanischen Bauern die Preise kaputt. Das hat zur Folge, dass sich für sie mit der Landwirtschaft kein Geld mehr verdienen lässt.

Entwicklung dr Nahrungsmittelpreise von 1990 bis 2013

Regulierung als Mittel gegen Spekulation

Seit 2014 gibt es mittlerweile zwar EU-weite Richtlinien zur Spekulation mit Lebensmitteln, deren Umsetzung lässt allerdings bisher auf sich warten. Ein wichtiges Instrument hier wäre, mehr Transparenz auf den Finanzmärkten zu schaffen und diese Geschäfte so zu regulieren. Zusätzlich könnten Höchstmengen, mit denen gehandelt werden darf, benannt werden. Auch ist die Einführung einer entsprechenden Steuer vorstellbar. Nur an der Umsetzung scheitert es bisher. Wichtig ist, dass Hunger ein Problem bleibt, das viele Ursachen hat und nicht allein auf Nahrungsmittelspekulation beruht. Hier sind die steigenden Preise auf Rohstoffe nur ein Aspekt neben dem Zugang zu Ressourcen, unfairem Welthandel und der Benachteiligung von kleinbäuerlichen Strukturen. Nichtsdestostrotz ist die Begrenzung von Spekulation mit Nahrungsmitteln eine wichtige Maßnahme von vielen, die notwendig sind, um eine faire, gerechte Welt zu gestalten.

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Ganzheitlichkeit

Wie wir wissen, verschlingt die Herstellung jedweden Produkts – auch von Lebensmitteln – ein Menge an Ressourcen. Umso schlimmer, wenn die am Ende einfach in der Tonne landen. Dabei muss es gar nicht so sein. Denn in vielen Bereichen ist es möglich, das Problem ganzheitlich anzugehen und den Kreislauf der Verschwendung zu schließen. Dafür steht die sogenannte „Zero Waste“ – wörtlich Null Müll – Bewegung. Ihre Anhänger:innen versuchen, Müll, so weit es geht, zu vermeiden und setzen auf Unverpacktes, Wiederverwertbares und Recyceltes. Und das ist auch dringend notwendig. Denn allein 2019 hat jede:r Deutsche pro Tag ein Kilo Müll entsorgt. Das ist nicht nur unglaublich viel, sondern in Zeiten zunehmender Ressourcenknappheit auch ein ernsthaftes Problem.

400 kg Müll fallen pro Kopf und Jahr in Deutschland an

Zero Waste Küche

Auch in der Küche spielt Zero Waste eine zentrale Rolle. Denn zum einen landen allein in Deutschland jedes Jahr 313 Kilogramm Lebensmittel pro Sekunde im Müll. Und zum anderen ist, was wir in die Tonne werfen, zum Teil vermeidbar. Das liegt etwa daran, dass wir nicht wissen, was alles an einer Pflanze essbar ist. Oder auch das Mindesthalbarkeitsdatum nicht richtig verstehen. Als Vorreiterin der Zero Waste Bewegung in der Küche gilt die Köchin Sophia Hoffmann. Sie geht das Problem der Lebensmittelverschwendung an und vermittelt zum tieferen Verständnis der Problematik neben einer theoretischen Einführung vor allem super nützliche, tolle Hinweise und Rezepte zur ganzheitlichen Verwertung von Lebensmitteln.

Ganzheitlichkeit in der Verwertung

Denn oft landet im Müll, was eigentlich noch essbar ist. Und zwar, weil wir zum Teil gar nicht wissen, wie gut noch schmeckt, was wir als Abfall betrachten. So sind das Grün der Möhren oder auch Bananenschalen essbar und müssen nicht weggeworfen werden. Wer jetzt vielleicht denkt, dass es übertrieben ist, unbedingt alle Teile der Pflanze oder Frucht essen zu wollen, sollte sich noch einmal vor Augen führen, wieviele Ressourcen in einzelnen Lebensmitteln stecken. Und diese fallen an bei der Aufzucht der ganzen Pflanze und nicht nur bei dem, was wir eventuell essen. Das heißt, ALLES, was zusätzlich verwertet wird und nicht als Müll anfällt, ist ein Erfolg und trägt zur Schonung von Ressourcen und somit zum Kampf gegen Hunger und Umweltzerstörung bei.

Neben Zero Waste spricht man besonders in der Küche von der ganzheitlichen Verwertung von Lebensmitteln. Das bedeutet, vor allem in der Fleischproduktion, alle Teile eines Tiers zu verwenden. Was eigentlich selbstverständlich klingt, ist leider mittlerweile nicht mehr Standard. Aufgrund veränderter Konsumgewohnheiten der letzten Jahrzehnte ist in Deutschland die Ganzheitlichkeit in der Verwertung immer mehr zurückgegangen. So landet nur noch die Hälfte eines zur Schlachtung vorgesehenen Tieres als Fleisch und Wurst bei den Konsument:innen. In Deutschland sind das vor allem Koteletts, Steaks, Schenkel, Flügel und Wurstwaren. Noch bis in die 1960er Jahre war das anders. Mit Rezepten zur Verarbeitung von Blut, Organen oder Schwänzen wurden Tiere noch vollständig verwertet.

Anteil der zu Hause vergeudeten tierischen Lebensmittel, Quelle: Heinrich Böll Stiftung

Nose to tail/ Leaf to root

Als die Einkommen stiegen und der Fleischpreis fiel, wurden diese Teile vom Tier zu „Arme-Leute-Essen“. Zugleich verdrängten die Frischfleischtheken der Supermärkte die Metzgereien, die eben alles verwerteten. Nicht selten ekeln sich heute Menschen vor sogenannten Nebenprodukten der Schlachterei. Während wir in Deutschland nur die hochwertig erscheinenden Fleischteile verwerten – die sprichwörtlichen Filetstücke – wird der Rest exportiert, an Haustiere verfüttert oder als „Biokraftstoff“ in den Tank gefüllt. Und landet manchmal auch im Müll. Und ja, indem diese tierischen Nebenprodukte Verwendung als Treibstoff oder Brennmaterial finden, werden sie zwar nicht direkt verschwendet. Allerdings hat dieses Vorgehen nichts mit der Wertschätzung von Lebensmitteln zu tun.

Um ein deutliches Zeichen gegen diese Entwicklung zu setzen, verfolgen viele Köch:innen schon lange den Nose to Tail-Ansatz, das heißt, dass von der Nase bis zur Schwanzspitze eines Tiers alles verwendet werden muss. Seit ein paar Jahren gibt es ein entsprechendes Äquivalent in der pflanzlichen Küche, wo vom Blatt bis zur Wurzel (Leaf to Root) nichts verschwendet werden darf. Dabei wollen beide Ansätze nicht nur keinen Müll erzeugen, sondern auch vermitteln, wie viel Geschmack in den vermeintlichen Abfallprodukten, die wir aus Gewohnheit nicht mehr essen, steckt. Denn nur so schonen wir wirklich Ressoucen und bringen unserem Essen den Respekt entgegen, den es verdient. Und auch wir von „Zur Tonne“ schätzen die ganzheitliche Verwertung und versuchen, wirklich alles zu verwenden. Also lasst doch das nächste Mal das Möhrengrün oder die Rote Beete-Blätter dran und kostet davon. Das verursacht nicht nur keinen Müll – sondern schmeckt auch noch toll.

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Armut

2020 hat die Armut in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. 13 Millionen Menschen sind davon betroffen, das entspricht beinahe 16 % aller hier lebenden Personen. So lautet jedenfalls der Befund des Armutsberichts 2020 des „Der Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband“. Bereits seit 2006 nimmt die Gruppe der Menschen mit zu wenig Einkommen, bei denen wirtschaftliches Wachstum nicht ankommt, beständig zu.

Von Armut bedroht

Armut, das heißt in Deutschland, weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung zu haben. Die größten, von Armut bedrohten Gruppen sind dabei Arbeitslose, Alleinerziehende, Kinderreiche und Menschen ohne deutsche Staatbürgerschaft. Bezeichnend ist, dass ein überwiegender Teil der Armen erwerbstätig oder in Rente ist – und der Verdienst oder die staatlichen Leistungen einfach nicht ausreichen. Wie auch: So sind 5,02 Euro täglich für die Ernährung der 3,8 Millionen Menschen, die Arbeitslosengeld II empfangen, vorgesehen. Zu wenig Geld für eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Zu wenig Geld für biologische, nachhaltige Lebensmittel und viel zu wenig Spielraum, um mehr für Lebensmittel ausgeben zu können oder wollen.

13 Millionen Menschen sind dementsprechend auf günstige Lebensmittel angewiesen. 1,6 Millionen von ihnen versorgen die Tafel Deutschland e.V. täglich, bundesweit, darunter 30 % Kinder. Wenn wie seit einigen Monaten Preise für Obst und Gemüse steigen, sind die Tafeln oft die einzige Möglichkeit, frische Lebensmittel zu erhalten. Dass die Tafeln die mangelnde staatliche Versorgung dieser Menschen kompensieren müssen, ist eine Schande für ein reiches Land wie Deutschland.

Tagesration mit Hartz IV, Ausstellungsdidplay des Hygienemuseums Dresden

Corona als Beschleuniger

Die Coronakrise wird diesen Trend noch beschleunigen. Sie trifft nicht alle Menschen gleich – sondern derzeit vor allem Erwerbstätige der Gastronomie oder in Leiharbeit Tätige, viele Minijobber:innen und Soloselbstständige, womit sie letztlich zu mehr Ungleichheit und mehr Armut in Deutschland beitragen wird. Armut ist anpackbar. Nämlich mit Geld. Was wir brauchen und fordern, ist eine eine ehrliche Debatte darüber, wie hoch Löhne und staatliche Sicherung sein müssen, um ein gutes Leben zu führen. Denn Ernährungssicherheit darf keine Frage der Brieftasche sein.

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Kosten

Der Verbrauch von Ressourcen wird in den Lebensmitteln, die wir im Supermarkt kaufen können, nicht mit eingepreist. Daher bilden die Preise nicht die wahren Kosten, die bei der Herstellung und Verarbeitung entstehen, ab. Das betrifft nicht nur Produkte konventioneller Erzeugung sondern auch BIO-Produkte. So entstehen relativ günstige Preise für unsere Lebensmittel.

Fleisch ist in Deutschland oft günstig zu haben

„Wahre Kosten“ nicht transparent

Dafür, dass die Preise niedrig bleiben und diese „wahren Kosten“ nicht beinhalten, sorgen wenige Lebensmittelproduzenten, die den Markt beherrschen und die Preise drücken – in Deutschland sind das Lidl, Rewe, Edeka, Kaufland und Aldi. Sie rechtfertigen ihre Preispotiltik mit Konkurrenzdruck und der notwendigen Verfügbarkeit günstiger Lebensmittel. So bleibt kaum Geld für die Produzenten übrig. Dass faire Produktion und Arbeitsumstände unter diesem Preisdruck kaum mehr möglich sind, zeigt sich an den wiederholten Skandalen um die fleischverarbeitende Industrie und auch um die Erntehelfenden 2020. Zusätzlich wird Fleisch hierzulande massiv subventioniert und auch für Milchprodukte zahlen wir im europäischen Vergleich wenig Geld.

Obwohl wir um die Zustände in den Mastställen wissen und auch die Arbeitsumstände von Erntehelfer:innen und Schlachthofmitarbeiter:innen kein Geheimnis mehr sind, liegt der Marktanteil von BIO-Fleisch- und Wurstwaren weiterhin bei unter 2 %. Gleichzeitig geht die Produktion konventionellen Fleisches nicht zurück, weil große Mengen billigen Schweinefleisches exportiert werden.

Preise erhöhen ist nicht die Lösung

Was mehr kostet, schätzt man mehr. So heißt es jedenfalls. Müssten unsere Lebensmittel dementsprechend einfach nur teurer werden, damit weniger verschwendet wird? So einfach ist es nicht. Brauchen wir strenge Auflagen für Tierwohl, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz? Ja. Aber nicht ohne dafür zu sorgen, dass Lebensmittel weiterhin für alle bezahlbar bleiben. Denn 13 Millionen Menschen in Deutschland gelten als arm und sind auf diese niedrigen Preise angewiesen. Damit gesunde, nachhaltige Ernährung keine Frage des Geldbeutels wird, müssen wir also nicht nur über faire Kosten von Lebensmitteln sprechen – sondern auch über notwendige sozialpolitische Reformen, die sicherstellen, dass alle Menschen in Würde leben können.

Dokumentation über die „Wahren Kosten“ von Lebensmitteln
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Klimagerechtigkeit

Der Klimawandel wird oft mit dem Verbrennen von Öl, Gas und Kohle in Verbindung gebracht. Und der Umstieg auf erneuerbare Energien oft als Mittel für mehr Klimaschutz gesehen. Doch ein Fünftel aller Emissionen in Deutschland stehen in direkten Zusammenhang mit der Landwirtschaft, mit unserer Nahrung und deren Produktionskette.

Jedes Lebensmittel verursacht Treibhausgase und heizt den Klimawandel an

Klimaschädliche Treibhausgase

Denn neben den Ressourcen, die in Lebensmitteln stecken, entstehen zusätzlich Emissionen bei jedem Verarbeitungsschritt innerhalb der sogenannten Wertschöpfungskette. Bei den freigesetzten Treibhausgasen handelt es sich insbesondere um CO2 (Energieverbrauch im Rahmen von Anbau, Verarbeitung, Lagerung, Transport und Zubereitung) und Methan (Emissionen von Kühen und durch Düngung). Dabei besitzt Methan ein höheres Treibhausgaspotential und ist in der Atmosphäre etwa 21mal so ‚klimaschädlich’ wie CO2 – weshalb Rinderhaltung zur Milch- und Fleischerzeugung mit besonders hohen Emissionen verbunden ist.

Verarbeitete Lebensmittel erzeugen mehr CO2

Generell gilt, je mehr ein Produkt verarbeitet ist, desto mehr CO2 ist für dessen Herstellung angefallen. Deshalb ist die Produktion von Obst und Gemüse emissionsarmer als jene für Milch- oder Fertigprodukte. Allerdings kann sich ihre Treibhausbilanz auch noch einmal verschlechtern, wenn etwa das Gemüse in einem beheizten Treibhaus erzeugt wurde, einen langen Transport per Flugzeug hinter sich hat oder eingefroren wurde.

Je weniger verarbeitet, desto weniger Treibhausgase. Die Grafiken stammen von der Welthungerhilfe.

Klimagerecht essen

Klimagerechtigkeit bedeutet dementsprechend, das eigene Verhalten zu hinterfragen und wenn möglich so auszurichten, dass die Umwelt nicht belastet wird. Es bedeutet, anzuerkennen, dass die industrialisierten Länder, die einen Großteil der Emissionen austoßen, auch größere Verantwortung tragen. Klimagerecht zu essen bedeutet, dieser Verantwortung nachzukommen, wenn es uns möglich ist. Und das ist gar nicht so schwer. Es bedeutet, regional zu essen. Frische Lebensmittel aus der Nähe zu beziehen, die keine langen Wege hinter sich haben. Es bedeutet, lokale Erzeuger zu unterstützen. Es bedeutet, saisonal zu essen. Zu kaufen, was Saison hat oder lagerfähig ist – und eben auf Erdbeeren im Winter zu verzichten. Selbst wenn sie Bio sind, kommen sie doch von weit her. Klimagerecht essen bedeutet auch, weniger verarbeitete Lebensmittel zu konsumieren. Keine Fertigprodukte zu kaufen – und auch, ja, weniger Fleisch, weniger Milchprodukte zu verzehren.

Nicht zuletzt bedeutet Klimagerechtigkeit nicht nur der Umwelt gerecht zu werden, sondern auch einer Welt, die sowohl durch die Verwerfungen des globalen Ernährungssystems als auch durch die Auswirkungen des bereits stattfindenden Klimawandels immer mehr in Schieflage gerät. Klimagerecht essen bedeutet also, unserer gemeinsamen Verantwortung nachzukommen. Klimagerecht zu handeln bedeutet letztendlich, Lebensmittel nicht zu verschwenden.

Ressourcen

Alles, was wir wegschmeißen, ist nie einfach nur das alte Brot, die braune Banane oder die saure Milch. Sondern auch Wasser, CO2, Arbeitskraft – kurz, Ressourcen, die bei der Produktion, Verarbeitung oder dem Transport benötigt werden.

Quellle: Albert Schweizer Stiftung

Auslagerung der Produktion

In Anbetracht der Tatsache, dass wir in einer zunehmend ungleichen Welt leben, ist Lebensmittelverschwendung auch ein ethisches Problem.

Dazu kommt die Zerstörung der Umwelt, denn für Acker- oder Weidefläche werden irgendwo auf der Welt Bäume gerodet. Denn obwohl die Hälfte der gesamten Fläche in Deutschland landwirtschaftlich genutzt wird, sind wir abhängig von Agrarfläche aus dem Ausland. Gemüse beziehen wir zu 80 % aus dem Ausland – weil wir auf unseren Feldern mehrheitlich Getreide und Tierfutter anbauen. Gleichzeitig wird eiweissreiches Futter, vor allem Soja, aus den USA und Südamerika importiert. Zwei Drittel unserer Anbauflächen haben wir so „ausgelagert“. In den betroffenen Regionen werden Menschen Lebensgrundlagen entzogen, um das herzustellen, was eigentlich Mittel zum Leben sein sollte.

Ressourcen als Ungleichheitsfaktor

Dabei sind Ressourcen nicht fair oder gleichmäßig verteilt. Über 2 Milliarden Menchen haben keinen festen Zugang zu Wasser, rund 800 Millionen noch nicht einmal zu Trinkwasser. Wie in Almeria in Spanien, wo die Bewässerung von Erdbeeren und Tomaten für ein Absinken des Grundwasserspiegels sorgt. Indem wir dieses Gemüse verbrauchen, verbrauchen wir das Wasser der Anbauregion. Indem wir dieses Gemüse achtlos wegwerfen, verschwenden wir auch das Wasser der Anbauregion.

Denn alles, was wir essen, ist nie einfach nur Erdbeere, Avocado oder Steak. Sondern steht für Lebensgrundlagen Anderer, die wir mitkonsumieren, die wir verbrauchen. Lebensmittel wegzuwerfen, weil wir deren Anbau auslagern – wie bei Erdbeeren, von denen wir 155 000 Tonnen pro Jahr importieren – ist, wie den Wasserhahn laufen zu lassen und dabei zuzusehen, wie diese Ressource einfach so abfließt. Drehen wir ihn also ab. Ganz bildlich gesprochen. Und lernen, Lebensmittel neu zu schätzen.

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Lebensmittelverschwendung – ein kleiner Überblick

Rund ein Drittel aller weltweit prodzierten Lebensmittel ernähren niemanden, sondern landen in der Tonne. Weil sie auf dem Feld nicht mitgeerntet werden, beim Transport oder Verpacken beschädigt werden, im Restaurant zurückgehen – oder zu Hause im Kühlschrank verschrumpeln.

Das Ausmaß der Verschwendung

Das Ausmaß

Lebensmittelverschwendung geht uns alle an. Denn sie geschieht nicht heimlich, im Verborgenen. Vielmehr ist es scheinbar normal geworden, Nahrungsmittel geringzuschätzen. Dazu passend ist die Verschwendung in privaten Haushalten in wohlhabenden Ländern auch am größten.

Das trifft auch auf Deutschland zu. Hier landen pro Sekunde 313 kg noch genießbarer Lebensmittel im Müll. Das sind rund 80 kg pro Kopf und Jahr und ist in etwa so, als würden wir ein Viertel unserer Einkäufe direkt in den Müll werfen. Oder ziemlich genau 235 Euro verbrennen. Ganz schön verrückt oder? Dabei gehen vor allem Obst, Gemüse und Brot so verloren. Aber auch Milchprodukte, Süßes, Fleisch. Jährlich landen so in deutschen Haushalten etwa 230 000 Rinder im Müll. Hinter all dem steckt also auch und vor allem: tierisches Leid. Arbeitskraft. Treibhausgase. Wasser. Und eine Fläche der Größe von Mecklenburg-Vorpommern, die für die weggeworfenen Lebensmittel in Deutschland quasi umsonst bewirtschaftet wird.

Was wir tun können

Es ist kompliziert. Und doch einfach zu verstehen. Wir haben viel selbst in der Hand. Und stoßen unweigerlich an Grenzen. Um Lebensmittelverschwendung endlich zu beenden, bedarf es gesetzlicher Regulierungen. Denn der Wunsch nach einer sicheren, nachhaltigen Gegenwart und Zukunft für alle Menschen ist kaum vereinbar mit einem immerwährenden Streben nach mehr, mit einem weiter so. Daher kommt es auf uns alle an. Unser Mitteilen, Weiterdenken, laut sein, Einfordern. Vor allem jetzt.