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Online-Bildungsworkshop mit dem Arbeiter Samariterbund

Unser erster Workshop dieses Jahr war auch eine Premiere für uns. Dieser fand komplett Online statt. Zwar haben wir im Laufe des letzten Corona-Jahres auch an digitalen Formaten gearbeitet, allerdings wurden die bisher noch nicht erprobt. Bisher. Denn in der ersten Märzwoche haben wir mit Bundesfreiwilligen des Arbeiter Samariterbunds gelernt, gekocht, uns ausgetauscht. Nicht am selben Ort, aber doch gemeinsam.

Die Supermarktchallenge: angenommen

Lernen, kochen, austauschen

Unser Workshop war eine Weiterbildung für Absolventen eines freiwilligen sozialen Jahrs beim ASB. Die 16 FSJler kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Und während einige im Rahmen ihrer Arbeit bereits Erfahrungen mit Lebensmittelverschwendung gesammelt hatten, war das Thema für andere neu. Daher haben wir zum Einstieg am ersten Tag nach einer Kennenlernrunde über unsere Konsumgewohnheiten gesprochen. Entlang der sogenannten globalen Wertschöpfungskette haben wir nachvollzogen, wo Lebensmtitel verloren gehen. Und welche Rolle jede:r einzelne von uns hier spielt.

Handlungsorientiertheit war uns hier wichtig. Also hatten wir für Tag zwei die Aufgabe erteilt, dass die Teilnehmenden sich je eines unserer Rezepte vom Videodreh mit dem deutschen Hygienemuseum aussuchen und nachkochen sollen. Nicht ohne im Supermarkt einmal darauf zu achten, wieviel regionales Gemüse hier angeboten wird. Und wie leicht oder schwer es uns gemacht wird, uns klimafreundlich zu ernähren.

Dementsprechend wurde am zweiten Tag gekocht – alle für sich – und es wurden die Ergebnisse anschließend miteinander geteilt. Und obwohl wir die Rezepte für ein Pesto aus Möhrengrün, Rote Beete Brotletten, Radieschensalat und Brotauflauf vorher ausgegeben hatten, waren die fertigen Gerichte ganz verschieden. Das ist auch das Tolle am Kochen, dass es Raum für Kreativität, eigene Ideen und Improvisation gibt. Und dass dabei bis zum Schluß nie ganz klar ist, was nun eigentlich herauskommt.
So sahen die Teller am Bildschirm jedenfalls alle aus. Köstlich.

Die Ergebnisse des zweiten Tages

Online-Angebote ersetzen Präsenz-Formate nicht

Am dritten Tag schließlich haben wir unsere Erkenntnisse und Eindrücke noch einmal miteinander besprochen. Während sich die Teilnehmenden des Arbeiter-Samariter-Bunds am Seminar aktiv beteiligt haben, waren wir uns doch einig, dass Online-Formate Präsenz vor Ort nicht ersetzen können. So praktisch es ist, von jedem Ort aus arbeiten zu können und auch digital Bildungsarbeit betreiben zu können – die Dynamik einer Gruppe, gemeinsames Kochen und Austauschen sind digital einfach nicht übertragbar. Daher freuen wir uns auf den Sommer und zukünftige Veranstaltungen. Und währenddessen feilen wir weiter an unserem Bildungsprogramm und freuen uns über die Erfahrungen, die wir im Rahmen digitaler Workshops sammeln können.

Informieren (Bücher, Podcasts, Filme) zum Thema

Neben den zahlreichen Initiativen und Projekten, die sich deutschlandweit der Lebensmittelwertschätzung widmen, können wir uns vielfältigst zum Thema weiterbilden. Denn Podcasts, Filme, Bücher, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und jeweils verschiedene Schwerpunkte beleuchten, gibt es zu Haufe. Deshalb haben wir hier eine kleine Auswahl für euch aufbereitet. Zum Weiterhören, Lesen und Sehen.

Generell zur Wieder-/ Verwertung von Lebensmitteln

Das Prinzip von Regrowing Food – zu nutzen machen, dass Lebensmittel nachwachsen

Sophia Hoffmann ist sozusagen die Patentante der Zero Waste Bewegung. Das heißt, dass in der Küche nichts verschwendet werden soll. Mittlerweile hat sie mehrere Bücher herausgebracht, in denen sie Rezepte, Ideen und neue Ansätze zur Müllvermeidung und gegen Verschwendung teilt.

Die Leaf to Root-(vom Blatt bis zur Wurzel)-Bewegung stellt ein bisschen das vegetarische Gegenstück zu Nose-to-tail (von der Nasenspitze bis zum Schwanz) dar. Denn bei Leaf to Root geht es nicht um die restlose Verwertung des Tieres, sondern der Pflanze, weil mehrheitlich wirklich alles gegessen werden kann, was achtlos im Müll landet. So hofft Leaf to Root, einen Kreislauf der unnötigen Verschwendung zu schließen.

Regrowing Food ist ein Prinzip, das auf die Minimierung von Verschwendung abzielt. So sollen Teile von Pflanzen, wie etwa Wurzeln und Stengel, nicht weggeworfen werden. Stattdessen kann man sie beispielsweise ins Wasser stellen, damit sie wieder weiter wachsen und somit erneut genutzt werden können.

Bücher

Wirf mich nicht weg – Das Lebensmittelsparbuch

Es gibt eine riesige Auswahl an Büchern zu Nachhaltigkeit, Zero Waste und Ernährung generell. Unsere Empfehlungen, auch zum Thema Klimagerechtigkeit, die vielleicht etwas weniger wissenschaftlich, dafür gut lesbar daherkommen, findet ihr hier:

Filme

Taste the Waste von 2011

Und wie bei Büchern gibt es auch eine große Auswahl an Filmen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Je nachdem, welcher Schwerpunkt euch interessiert, gibt es Filme zur Fleischindustrie, Klimawandel, Ausbeutung von Ressourcen und Lebensmittelverschwendung generell. Daher stellen die hier aufgelisteten Werke nur eine kleine Auswahl dar:

Podcasts (bei Itunes/Spotify/Podcast App)

The Food Chain – ein englischsprachiger Podcast

Ja, wir lieben Podcasts. Denn sie sind eine tolle Möglichkeit, unterwegs oder beim Sport unser Lieblingsprogramm immer auf dem Ohr zu haben. In den letzten Jahren hat sich viel getan in der Podcastlandschaft. Und mittlerweile gibt es für jedes Thema auch den passenden Podcast. Zur Lebensmittelproduktion und generell zu einem nachhaltigen Leben haben wir hier eine kleine Auswahl für euch getroffen:

Viel Spaß beim Schauen, Lesen und Hören!

Aktiv werden gegen Verschwendung

Eine gute Nachricht für alle, die jetzt Lust haben, selbst aktiv zu werden: Wir sind mit „Zur Tonne“ natürlich nicht die Einzigen, die sich mit Nachhaltigkeit und Lebensmittelverschwendung auseinander setzen. Denn deutschlandweit und auch in Dresden gibt es unzählige tolle Projekte, Vereine und Initiativen, die sich für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln einsetzen – und sich über Unterstützung freuen.

Initiativen für Lebensmittelrettung in Dresden

Auf Foodsharing registrieren und lokal Lebensmittel retten

Des Weiteren haben wir in der Stadt auch die Möglichkeit, alternativ zu konsumieren. Das heißt verpackungsfrei, in der Verbrauchergemeinschaft oder in den solidarischen Landwirtschaften. Eine komplette Übersicht, auch zu Second Hand Läden, gibt es beim nachhaltigen Stadtplan Dresden.

Mundraub, der Stadtplan zu essbarem öffentlichen Stadtgrün

Alternativ konsumieren

Wie gesagt, wir sind nicht die Einzigen, die sich dem Thema Verschwendung von Lebensmitteln widmen. Daher lohnt sich ein Blick über den Tellerand hinaus auf jeden Fall. Und dient vielleicht zur Inspiration für eigene Projekte. Und außerdem zum ganz persönlichen Weitermachen.

Initiativen, die sich deutschlandweit gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen

The Good Food aus Köln, Liebe auf den zweiten Blick
  • Restlos glücklich e.V.: Der Berliner Verein, der mit aussortierten Lebensmitteln kocht und vor allem Bildungsarbeit betreibt. www.restlos-gluecklich.berlin
  • The Good Food: Ein kleines Geschäft in Köln, wo vom Feld nachgeerntete Lebensmittel gegen Spende angeboten werden. www.goodfood-koeln.de
  • Foodsharing: Die Plattform, über die Lebensmittel vom Handel oder Privatpersonen abgegeben werden können. www.foodsharing.de
  • Sirplus: Das Start-up Sirplus hat vier Supermärkte in Berlin eröffnet, in denen nur Lebensmittel verkauft werden, die andernfalls im Müll gelandet wären. www.sirplus.de

Viel Spaß beim Schauen, Kennenkernen und vielleicht auch beim Ausprobieren.

Ernährung umstellen

Nein, Vegetarier sind weder die besseren Menschen, noch retten sie allein das Klima. Allerdings ist mittlerweile klar, dass eine (mehrheitlich) pflanzliche Ernährung nicht nur gesünder, sondern auch umweltfreundlicher ist. Denn alles, was wir essen, hat Auswirkungen auf die Umwelt. So lassen sich beispielsweise 20% der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase direkt auf unsere Ernährung zurück führen

Klimafreundlich essen

Die eigene Ernährung umzustellen, ist eine tolle Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und etwas für die Umwelt zu tun. Ob vegan, vegetarisch oder erstmal einfach weniger Fleisch – wichtig ist, überhaupt die eigenen Essgewohnheiten zu reflektieren. Und da haben wir viel zu tun. Denn meistens essen wir, worauf wir eben Lust haben und was uns schmeckt. Das führt zum einen zu einer sehr einseitigen Ernährung und zum anderen, dass wir nicht darauf achten, welche Lebensmittel eigentlich gerade Saison haben oder woher sie stammen. Durch unsere Lust auf Erdbeeren im Winter oder südamerikanische Avocados werden ebenfalls immense Treibhausgase ausgestoßen. Es geht also nicht immer um Fleisch. Sondern um eine ausgewogene, saisonale und möglichst regionale Ernährung.

Der Utopia Saisonkalender, hier zum Download oder bestellen

Geniessen, was regional wächst

Am einfachsten lässt sich eine solche Ernährung mithilfe eines Saisonkalenders veranschaulichen. Dieser zeigt uns genau an, welches Gemüse wann geerntet werden kann. Und das kann uns manchmal ganz schön überraschen.

Denn anders als im Supermarkt, wo die meisten Produkte immer zur Verfügung stehen, sind heimische Gemüsesorten nur wenige Monate vorrätig. So wachsen Paprika und Tomaten nur höchstens drei Monate, und auch im Sommer. Was eigentlich logisch ist, vergessen viele von uns anhand des permanenten Überangebotes in den Läden. Dabei lohnt es sich, einen genaueren Blick auf heimische Sorten zu werfen, die lecker und oft günstig sind. Und ja, saisonal zu essen bedeutet, auf bestimmte Produkte zu verzichten. Klimagerecht zu essen bedeutet, weniger Fleisch zu essen.

Realistische Ziele setzen

Und wenn ich gerne Avocadotoast und Salamipizza esse? Ja, dann ist das halt so. Es braucht Zeit, Gewohnheiten zu ändern und aufzugeben, was wir eigentlich gerne mögen. Jedes Nachdenken, jedes Abwägen ist daher viel wert. Seien wir nicht zu hart mit uns, wenn es uns vielleicht schwer fällt, uns umzustellen. Und manchmal können wir es auch gar nicht so einfach, wenn uns nämlich die finanziellen Mittel fehlen, um BIO-Produkte oder nur saisonal einzukaufen. Eine nachhaltige Ernährung sollte daher unserer Meinung nach weder Mittel einer Selbstoptimierung noch mit andauernden Schuldgefühlen verbunden sein. Die meisten Menschen, die wir in den letzten Jahren getroffen haben, versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes. Versuchen, beispielsweise ihren Fleischkonsum zu reduzieren, kochen wieder mehr selbst, sprechen darüber. Alles, um das Thema sichtbarer zu machen.

Also, es ist nicht einfach. Ja. Aber jeder kleine Schritt zählt. Denn was bringt uns ein Sprung, wenn wir danach nicht sicher stehen.

Armut

2020 hat die Armut in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht. 13 Millionen Menschen sind davon betroffen, das entspricht beinahe 16 % aller hier lebenden Personen. So lautet jedenfalls der Befund des Armutsberichts 2020 des „Der Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband“. Bereits seit 2006 nimmt die Gruppe der Menschen mit zu wenig Einkommen, bei denen wirtschaftliches Wachstum nicht ankommt, beständig zu.

Von Armut bedroht

Armut, das heißt in Deutschland, weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung zu haben. Die größten, von Armut bedrohten Gruppen sind dabei Arbeitslose, Alleinerziehende, Kinderreiche und Menschen ohne deutsche Staatbürgerschaft. Bezeichnend ist, dass ein überwiegender Teil der Armen erwerbstätig oder in Rente ist – und der Verdienst oder die staatlichen Leistungen einfach nicht ausreichen. Wie auch: So sind 5,02 Euro täglich für die Ernährung der 3,8 Millionen Menschen, die Arbeitslosengeld II empfangen, vorgesehen. Zu wenig Geld für eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Zu wenig Geld für biologische, nachhaltige Lebensmittel und viel zu wenig Spielraum, um mehr für Lebensmittel ausgeben zu können oder wollen.

13 Millionen Menschen sind dementsprechend auf günstige Lebensmittel angewiesen. 1,6 Millionen von ihnen versorgen die Tafel Deutschland e.V. täglich, bundesweit, darunter 30 % Kinder. Wenn wie seit einigen Monaten Preise für Obst und Gemüse steigen, sind die Tafeln oft die einzige Möglichkeit, frische Lebensmittel zu erhalten. Dass die Tafeln die mangelnde staatliche Versorgung dieser Menschen kompensieren müssen, ist eine Schande für ein reiches Land wie Deutschland.

Tagesration mit Hartz IV, Ausstellungsdidplay des Hygienemuseums Dresden

Corona als Beschleuniger

Die Coronakrise wird diesen Trend noch beschleunigen. Sie trifft nicht alle Menschen gleich – sondern derzeit vor allem Erwerbstätige der Gastronomie oder in Leiharbeit Tätige, viele Minijobber:innen und Soloselbstständige, womit sie letztlich zu mehr Ungleichheit und mehr Armut in Deutschland beitragen wird. Armut ist anpackbar. Nämlich mit Geld. Was wir brauchen und fordern, ist eine eine ehrliche Debatte darüber, wie hoch Löhne und staatliche Sicherung sein müssen, um ein gutes Leben zu führen. Denn Ernährungssicherheit darf keine Frage der Brieftasche sein.

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Kosten

Der Verbrauch von Ressourcen wird in den Lebensmitteln, die wir im Supermarkt kaufen können, nicht mit eingepreist. Daher bilden die Preise nicht die wahren Kosten, die bei der Herstellung und Verarbeitung entstehen, ab. Das betrifft nicht nur Produkte konventioneller Erzeugung sondern auch BIO-Produkte. So entstehen relativ günstige Preise für unsere Lebensmittel.

Fleisch ist in Deutschland oft günstig zu haben

„Wahre Kosten“ nicht transparent

Dafür, dass die Preise niedrig bleiben und diese „wahren Kosten“ nicht beinhalten, sorgen wenige Lebensmittelproduzenten, die den Markt beherrschen und die Preise drücken – in Deutschland sind das Lidl, Rewe, Edeka, Kaufland und Aldi. Sie rechtfertigen ihre Preispotiltik mit Konkurrenzdruck und der notwendigen Verfügbarkeit günstiger Lebensmittel. So bleibt kaum Geld für die Produzenten übrig. Dass faire Produktion und Arbeitsumstände unter diesem Preisdruck kaum mehr möglich sind, zeigt sich an den wiederholten Skandalen um die fleischverarbeitende Industrie und auch um die Erntehelfenden 2020. Zusätzlich wird Fleisch hierzulande massiv subventioniert und auch für Milchprodukte zahlen wir im europäischen Vergleich wenig Geld.

Obwohl wir um die Zustände in den Mastställen wissen und auch die Arbeitsumstände von Erntehelfer:innen und Schlachthofmitarbeiter:innen kein Geheimnis mehr sind, liegt der Marktanteil von BIO-Fleisch- und Wurstwaren weiterhin bei unter 2 %. Gleichzeitig geht die Produktion konventionellen Fleisches nicht zurück, weil große Mengen billigen Schweinefleisches exportiert werden.

Preise erhöhen ist nicht die Lösung

Was mehr kostet, schätzt man mehr. So heißt es jedenfalls. Müssten unsere Lebensmittel dementsprechend einfach nur teurer werden, damit weniger verschwendet wird? So einfach ist es nicht. Brauchen wir strenge Auflagen für Tierwohl, Arbeitsbedingungen und Umweltschutz? Ja. Aber nicht ohne dafür zu sorgen, dass Lebensmittel weiterhin für alle bezahlbar bleiben. Denn 13 Millionen Menschen in Deutschland gelten als arm und sind auf diese niedrigen Preise angewiesen. Damit gesunde, nachhaltige Ernährung keine Frage des Geldbeutels wird, müssen wir also nicht nur über faire Kosten von Lebensmitteln sprechen – sondern auch über notwendige sozialpolitische Reformen, die sicherstellen, dass alle Menschen in Würde leben können.

Dokumentation über die „Wahren Kosten“ von Lebensmitteln

Klimagerechtigkeit

Der Klimawandel wird oft mit dem Verbrennen von Öl, Gas und Kohle in Verbindung gebracht. Und der Umstieg auf erneuerbare Energien oft als Mittel für mehr Klimaschutz gesehen. Doch ein Fünftel aller Emissionen in Deutschland stehen in direkten Zusammenhang mit der Landwirtschaft, mit unserer Nahrung und deren Produktionskette.

Jedes Lebensmittel verursacht Treibhausgase und heizt den Klimawandel an

Klimaschädliche Treibhausgase

Denn neben den Ressourcen, die in Lebensmitteln stecken, entstehen zusätzlich Emissionen bei jedem Verarbeitungsschritt innerhalb der sogenannten Wertschöpfungskette. Bei den freigesetzten Treibhausgasen handelt es sich insbesondere um CO2 (Energieverbrauch im Rahmen von Anbau, Verarbeitung, Lagerung, Transport und Zubereitung) und Methan (Emissionen von Kühen und durch Düngung). Dabei besitzt Methan ein höheres Treibhausgaspotential und ist in der Atmosphäre etwa 21mal so ‚klimaschädlich’ wie CO2 – weshalb Rinderhaltung zur Milch- und Fleischerzeugung mit besonders hohen Emissionen verbunden ist.

Verarbeitete Lebensmittel erzeugen mehr CO2

Generell gilt, je mehr ein Produkt verarbeitet ist, desto mehr CO2 ist für dessen Herstellung angefallen. Deshalb ist die Produktion von Obst und Gemüse emissionsarmer als jene für Milch- oder Fertigprodukte. Allerdings kann sich ihre Treibhausbilanz auch noch einmal verschlechtern, wenn etwa das Gemüse in einem beheizten Treibhaus erzeugt wurde, einen langen Transport per Flugzeug hinter sich hat oder eingefroren wurde.

Je weniger verarbeitet, desto weniger Treibhausgase. Die Grafiken stammen von der Welthungerhilfe.

Klimagerecht essen

Klimagerechtigkeit bedeutet dementsprechend, das eigene Verhalten zu hinterfragen und wenn möglich so auszurichten, dass die Umwelt nicht belastet wird. Es bedeutet, anzuerkennen, dass die industrialisierten Länder, die einen Großteil der Emissionen austoßen, auch größere Verantwortung tragen. Klimagerecht zu essen bedeutet, dieser Verantwortung nachzukommen, wenn es uns möglich ist. Und das ist gar nicht so schwer. Es bedeutet, regional zu essen. Frische Lebensmittel aus der Nähe zu beziehen, die keine langen Wege hinter sich haben. Es bedeutet, lokale Erzeuger zu unterstützen. Es bedeutet, saisonal zu essen. Zu kaufen, was Saison hat oder lagerfähig ist – und eben auf Erdbeeren im Winter zu verzichten. Selbst wenn sie Bio sind, kommen sie doch von weit her. Klimagerecht essen bedeutet auch, weniger verarbeitete Lebensmittel zu konsumieren. Keine Fertigprodukte zu kaufen – und auch, ja, weniger Fleisch, weniger Milchprodukte zu verzehren.

Nicht zuletzt bedeutet Klimagerechtigkeit nicht nur der Umwelt gerecht zu werden, sondern auch einer Welt, die sowohl durch die Verwerfungen des globalen Ernährungssystems als auch durch die Auswirkungen des bereits stattfindenden Klimawandels immer mehr in Schieflage gerät. Klimagerecht essen bedeutet also, unserer gemeinsamen Verantwortung nachzukommen. Klimagerecht zu handeln bedeutet letztendlich, Lebensmittel nicht zu verschwenden.

Ressourcen

Alles, was wir wegschmeißen, ist nie einfach nur das alte Brot, die braune Banane oder die saure Milch. Sondern auch Wasser, CO2, Arbeitskraft – kurz, Ressourcen, die bei der Produktion, Verarbeitung oder dem Transport benötigt werden.

Quellle: Albert Schweizer Stiftung

Auslagerung der Produktion

In Anbetracht der Tatsache, dass wir in einer zunehmend ungleichen Welt leben, ist Lebensmittelverschwendung auch ein ethisches Problem.

Dazu kommt die Zerstörung der Umwelt, denn für Acker- oder Weidefläche werden irgendwo auf der Welt Bäume gerodet. Denn obwohl die Hälfte der gesamten Fläche in Deutschland landwirtschaftlich genutzt wird, sind wir abhängig von Agrarfläche aus dem Ausland. Gemüse beziehen wir zu 80 % aus dem Ausland – weil wir auf unseren Feldern mehrheitlich Getreide und Tierfutter anbauen. Gleichzeitig wird eiweissreiches Futter, vor allem Soja, aus den USA und Südamerika importiert. Zwei Drittel unserer Anbauflächen haben wir so „ausgelagert“. In den betroffenen Regionen werden Menschen Lebensgrundlagen entzogen, um das herzustellen, was eigentlich Mittel zum Leben sein sollte.

Ressourcen als Ungleichheitsfaktor

Dabei sind Ressourcen nicht fair oder gleichmäßig verteilt. Über 2 Milliarden Menchen haben keinen festen Zugang zu Wasser, rund 800 Millionen noch nicht einmal zu Trinkwasser. Wie in Almeria in Spanien, wo die Bewässerung von Erdbeeren und Tomaten für ein Absinken des Grundwasserspiegels sorgt. Indem wir dieses Gemüse verbrauchen, verbrauchen wir das Wasser der Anbauregion. Indem wir dieses Gemüse achtlos wegwerfen, verschwenden wir auch das Wasser der Anbauregion.

Denn alles, was wir essen, ist nie einfach nur Erdbeere, Avocado oder Steak. Sondern steht für Lebensgrundlagen Anderer, die wir mitkonsumieren, die wir verbrauchen. Lebensmittel wegzuwerfen, weil wir deren Anbau auslagern – wie bei Erdbeeren, von denen wir 155 000 Tonnen pro Jahr importieren – ist, wie den Wasserhahn laufen zu lassen und dabei zuzusehen, wie diese Ressource einfach so abfließt. Drehen wir ihn also ab. Ganz bildlich gesprochen. Und lernen, Lebensmittel neu zu schätzen.

Lebensmittel haltbar machen

Wenn der Kühlschrank platzt, obwohl ihr eigentlich gut geplant habt, oder der Kohl im Garten wächst – kein Problem. Denn die meisten Lebensmittel können ohne große Probleme haltbar gemacht werden. Mittels Einfrieren, Einlegen oder Fermentieren bewahren wir, was wir zuviel haben, vor der Tonne. Ob frisch aus dem Garten geerntet oder einfach übrig geblieben.

Sauerkraut einfach selber machen. Das Rezept gibt es hier.

Einfrieren

Die einfachste Methode, Frisches haltbar zu machen, ist das Einfrieren, denn bei niedrigen Temperaturen können sich Mikroorganismen nicht so schnell vermehren. Damit das Einfrieren gelingt und Lebensmittel ihr Aroma nicht verlieren, gilt es zu beachten, die Kühlkette nicht zu unterbrechen und auf Hygiene zu achten. Denn auch tiefgefrorene Bakterien werden nach dem Auftauen wieder aktiv. Viele Gemüse – und Obstsorten lassen sich problemlos einfrieren. Am besten frieren wir alles portionsweise ein – dann können wir es nachher auch so wieder auftauen. Dafür das Gemüse vorher schneiden und gut putzen. Damit unsere Lebensmittel keine Schäden nehmen, sollten sie in Gefriertüten, Dosen oder anderen geeigneten Verpackungen eingefroren und mit Inhalt und Datum beschriftet werden.

So dass auch wirklich nichts weg kommt, kann einmal Eingefrorenes nach dem Auftauen auch ohne Probleme noch einmal eingefroren werden – es sei denn, es handelt sich um Fleisch. Und für alle, die es genau wissen wollen, stellt das Bundeszentrum für Ernährung eine ausführliche Broschüre im PDF-Format zur Lagerdauer von Eingefrorenem zur Verfügung.

Einkochen, Einlegen, Trocknen, Fermentieren

Vogelbeerenchutney einkochen, Rezept gibt es hier

Die Methoden zum Haltbarmachen von Lebensmitteln sind so zahlreich wie verschieden im Aufwand. Neben dem Einfrieren setzen wir auf Fermentieren, Einmachen, Trocknen oder auch Einlegen. Was irgendwie nach Omas Küche klingt, liegt momentan total im Trend. Wahrscheinlich auch durch die Zeit, die viele von uns bedingt durch die Corona-Pandemie zu Hause verbringen. Lebensmitttel, die so haltbar gemacht und trocken, kühl und lichtgeschützt gelagert werden, sind bis zu einem Jahr haltbar. Wichtig ist, dass wir frisch Eingemachtes beschriften und mit einem Datum versehen. Egal für welche Methode ihr euch entscheidet, wir wünschen euch viel Spaß beim Ausprobieren.

Reste lecker verwerten

Die Nudeln von gestern, Salatreste von der Party und der angebrochene Joghurt. Und während der Kühlschrank überquillt, bestellen wir heute Pizza, weil wir keine Zeit haben – und Lust auf was Anderes. Es sind diese Reste, die dann oft im Müll landen – und einen Großteil der verschwendeten Lebenmittel in Deutschland ausmachen. Das muss nicht sein. Denn mit diesen Lebensmitteln können wir etwas Tolles, Leckeres kochen. Resteküche macht Spaß und wir probieren dadurch ständig Neues aus.

Wenn etwas übrig bleibt werfen wir es nicht weg

Gute Planung ist die halbe Miete

Reste lassen sich eigentlich gut vermeiden. Zum einen durch gute Planung. Diese hilft beim gezielten Einkaufen, verringert Reste und schont den Geldbeutel. Am einfachsten ist es, im Vorraus einen festen Speiseplan für die Woche zu erstellen. Das macht es einfacher zu überlegen, wie viel du von welchem Lebensmittel benötigst und wie lange das Eingekaufte haltbar ist. Außerdem hilft es, wenn du aus einer Zutat mehrere Gerichte zubereiten kannst. Gefüllte Pilze, Pilzpfanne, Linsen – Pilzsalat – je mehr Zutaten sich auf deinem Speiseplan überschneiden, desto besser. So hast du Abwechslung auf deinem Teller und auch größere Mengen an Lebensmitteln lassen sich schnell verbrauchen. Denn, wie wir alle wissen, gibt es manche Lebensmittel leider ausschließlich in Familienpackungen zu kaufen – und natürlich entstehen da schnell Reste.

Wer nur kleine Mengen benötigt und ohnehin nicht gerne Zeit in der Küche verbringt, kann das gezielt nutzen: Koche einfach einmalig mehr und lagere die auf Vorrat produzierten Speisen portionsweise im Kühlschrank oder der Gefriertruhe. Kleine Reste halten sich gut verschlossen mehrere Tage im Kühlschrank. Oder du frierst Gekochtes einfach ein: Perfekt für Tage, an denen du mal keine Zeit hast, frisch zu kochen. Gleiches gilt übrigens auch für Essensreste aus dem Restaurant.

Ganzheitliche Verwertung – Pesto aus Möhrengrün

Resteküche – kreativ und lecker

Trotz guter Planung sind doch einige Sachen übrig geblieben? Kein Problem, die Reste werfen wir nicht weg – sondern in die Pfanne. Hier kannst du nichts falsch machen. Sondern nach Lust und Laune ausprobieren  – und vielleicht neue Lieblingsrezepte entdecken. Falls die Inspiration fehlt, schaut doch mal auf unsere Rezeptseite. Hier findet ihr viele Ideen zur Resteverwertung, lecker und zumeist vergan. Außerdem legen wir euch Restegourmet ans Herz, eine zutatenbasierte Rezeptsuche. Ihr gebt einfach ein, was ihr im Kühlschrank habt. Und los gehts. Als Projekt, dass sich der Lebensmittelrettung verschrieben hat, unterstützen wir ein ganzheitliches Konzept beim Verwerten. Was für uns bedeutet, dass wir nichts wegwerfen. Aus dem Möhrengrün machen wir Pesto, aus Schalen Chips und Gemüsebrühe. So hoffen wir, vermeidbare Abfälle auf ein Minimum zu reduzieren und gemeinsam zu entdecken, was alles essbar ist und oft unnötigerweise weggeworfen wird.