Kurz vor Ostern legen wir 2023 mit der Marktsaison los. Wir freuen uns riesig. In Zusammenarbeit mit der Marktgilde Dresden und dem Abfallwirtschaftamt der Stadt Dresden besuchen wir mit Tonnja von Ende März bis Anfang September, an 10 Terminen, fast alle Dresdner Wochenmärkte zweimal.
Los gehts:
31.03.23 10 – 14 Uhr Lingnermarkt „Osterspezial – Eier färben mit Zwiebelschalen und co.“
12.04.23 – Bönischplatz
27.04.23 – Kopernikusstraße – Ausgefallen!
05.05.23 – Lingnermarkt „Tag gegen Lebensmittelverschwendung“17.05.23 – Borsbergstraße
24.05.23 – Münchner Platz
01.06.23 – Alaunpark
07.09.23 – Kopernikusstraße
14.09.23 – Alaunpark
21.09.23 – Kopernikusstraße
25.10.23 – Münchner Platz
01.11.23 – Bönischplatz
Rückblick:
Das erste Mal waren wir am 16. Oktober 2020 auf dem Lingnermarkt und verarbeiteten unverkäufliches Obst und Gemüse. Das enstandene Möhrengrünpesto, das Apfelmus und die Gemüsebrühe konnten die Gäste mitnehmen.
Am 03. Mai 2022, waren wir im Rahmen der Kampagne „Städte gegen Foodwaste“, auf dem Bönischplatz in der Johannstadt. Hier haben wir vor allem Informationen und überschüssige Lebensmittel an die Besucher:innen verteilt mit Rezeptideen zum zu Hause ausprobieren. Die Begegnungen vor Ort mit Händler:innen, Gastronom:innen und den Besucher:innen war jedes Mal eine große Freude.
Auf den „Tag der Arbeit“ folgt am 2. Mai der internationale Tag der Lebensmittelverschwendung. Denn ähnlich wie beim Equal Pay Day werden alle bis zu diesem Tag produzierten Lebensmittel für umsonst produziert. Genauer: für die Tonne. So landen rein rechnerisch weltweit ein Drittel der Lebensmittel in der Tonne. Diese immense Verschwendung von Ressourcen ist nicht nur an sich ein Skandal. Sondern in Zeiten des Klimawandels und der Verknappung von Gütern auch ein zunehmendes, ethisches Problem.
Unklare Datenlage verhindert konkrete Maßnahmen
Obwohl es seit Jahren auf der politischen Agenda steht, die Lebensmittelverschwendung in Deutschland und in der EU bis 2030 zu halbieren, gibt es bisher keine einheitlichen Daten über das „wirkliche Ausmaß“ der weggeworfenen Lebensmittel in Deutschland. Verschiedene Studien – z.B. des WWF oder des Thünen Institut (beauftragt von der Bundesregierung) – kommen für 2015 zu verschiedenen Ergebnissen: 12 bzw. 18 Millionen Tonnen. Das liegt vor allem daran, dass es keine einheitlichen Methoden zur Dokumentation der Verschwendung gibt. Dies ist aber unerlässlich, um belastbare Zahlen zu generieren, Transparenz zu schaffen und zukünftige Maßnahmen zu bewerten.
Am 11. Mär 2021 gab das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bekannt, dass es für die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung (2019-2023) zwölf Millionen Euro zur Verfügung stellen will. Damit sollen umfangreiche, gesamtgesellschaftliche Prozesse angestoßen und wirksame Maßnahmen – über alle fünf Sektoren der Lebensmittelversorgungskette (Produktion, Verarbeitung, Handeln, Außer-Haus-Verpflegung und Privathaushalte) hinweg – umgesetzt werden. Das klingt gut, ist aber nicht genug! Denn es bedarf regionaler Strategien für Städte und Gemeinden, eines gesetzlichen Wegwerfstopps für Supermärkte und einer Überarbeitung des Mindesthaltbarkeitsdatums sowie finanzieller Unterstützung für Vereine und Initiativen zur Durchführung von Bildungs- und Informationsarbeit.
Aktion zum Tag der Lebensmittelverschwendung
Eigentlich wollten wir von Zur Tonne mit Unterstützung mit Foodsharing Dresden die Woche des guten Lebens nutzen, um in der Neustadt mit einem mobilen Fairteiler* und Informationsmaterialien auf das Thema aufmerksam zu machen. Aufgrund der aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen wurde die WdgL aber abgesagt. Daher planen wir nun gemeinsam für den 2. Mai 2021 mit abwaschbarer Straßenkreide und auf Transparenten die Botschaften (u.a. „Essen ist politisch“, „Wegwerfstopp für Supermärkte“, „Verwenden statt Verschwenden“) auf Gehwege und Plätze Dresdens zu schreiben oder auf Transparenten aus Fenstern von Privatwohnungen zu hängen.
Fotos der Ergebnisse werden unter dem Hashtag #retteLebensmittel in den Sozialen Medien geteilt. „Foodsharing Deutschland“ hat Lebensmittelretter*innen bundesweit zum Mitmachen aufgerufen. Schließt euch an, macht mit, und lasst uns so dafür sorgen, dass wichtige Themen trotz Corona weiterhin sichtbar und im Gespräch bleiben. Welcher Tag eignet sich dafür besser als der internationale Tag der Lebensmittelverschwendung.
*So heißen die Regale und Kühlschränke, die foodsharing aufstellt, um Lebensmittel zu verteilen.
Lebensmittel sind länger haltbar, wenn wir sie richtig lagern. Kein Geheimnis für die meisten. Dass auch das richtige Einräumen des Kühlschranks die Lebensdauer unserer Nahrung beeinflusst, wissen viele allerdings nicht.
Einräumen des Kühlschranks
Ja, wir können einen Kühlschrank auch falsch einräumen. Indem wir einfach reinstopfen, was Platz findet und dabei nicht auf die Fächer oder Ebenen achten. Denn diese sind nicht alle gleich. In allen Ebenen herrschen sozusagen andere „Klimazonen“. Sie sind verschieden temperiert, um so optimale Bedingungen für die Lebensmittel darin zu gewährleisten. Denn im Kühlschrank ist eine richtige Lagerung wichtig: Obst und Gemüse gehören ganz unten ins Gemüsefach, Fisch und Fleisch auf die unterste Ablage. Milchprodukte liegen auf der mittleren Ablage richtig, während Käse und Speisereste auf die oberste gehören. Eier, Butter und Getränke haben ihren Platz in der Tür. Mit Ausnahme von Obst und Gemüse sollte alles gut verpackt sein. Das schützt vor Kontaminationen, dem Austrocknen und dem typischen Kühlschrankgeschmack. Bei leicht verderblichen Lebensmitteln, etwa Fleisch, sollte die Kühlkette niemals unterbrochen werden. Vor allem bei warmem Wetter empfehlen sich daher Kühltaschen für den Einkauf. Beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wird das das Ganze noch einmal im Detail erklärt.
…und was nicht in den Kühlschrank gehört
Nicht in den Kühlschrank gehören Brot, Speiseöle, Kartoffeln und die meisten Obst- und Gemüsesorten, die viel Wasser enthalten. So zum Beispiel Auberginen, Avocados, Tomaten und die meisten Südfrüchte. Und Kartoffeln und Zwiebeln brauchen einen trockenen, dunklen Ort. Wohingegen Brot in einer Brotbox oder einem Steinguttopf sowie als ungeschnittener Laib länger frisch bleibt. Generell halten sich Lebensmittel, die wir am Stück kaufen, länger. Das gilt neben Brot auch für Wurst und Käse. Beide halten sich am besten im Kühlschrank, eingeschlagen in speziell beschichtetes Papier.
Da Äpfel und Tomaten Ethylengas ausströmen, welches andere Obst- und Gemüsesorten schneller reifen lässt, sollten sie separat gelagert werden. Viel Ethylen findet sich außerdem auch in Bananen, Gurken, Kiwis, Pfirsichen – eben Früchten, die nachreifen. Auch bei sogenannten Trockenwaren ist die Lagerung wichtig. Daher sollten wir angebrochene Packungen – wie Mehl, Reis oder Nüsse – in dicht schließende Behälter umfüllen, um sie vor Schädlingsbefall zu schützen. Und nicht nur angebrochene Trockenware sollte umgefüllt werden. Auch einmal geöffnete Konservendosen sollten nicht so im Kühlschrank stehen, sondern luftdicht umgefüllt werden. Indem wir richtig lagern, sorgen wir also auch dafür, dass der volle Geschmack unserer Lebensmittel erhalten bleibt.
So banal es klingt, ist gute Planung die beste Vorsorge, um nichts wegzuwerfen. Diese hilft beim gezielten Einkaufen, verringert Reste und schont den Geldbeutel. Am einfachsten ist es, einen festen Speiseplan für die Woche zu erstellen. Das macht es einfacher zu überlegen, wieviel wir von welchem Lebensmittel benötigen und wie lange das Eingekaufte haltbar ist. Gefüllte Pilze, Pilzpfanne, Linsen – Pilzsalat – je mehr Zutaten sich zwischen den einzelnen Gerichten auf unserem Speiseplan überschneiden, desto besser.
Wir wissen natürlich, wie schwierig es oft ist, Mahlzeiten genau zu planen. Oft sind wir unterwegs, treffen Leute, arbeiten, essen draussen – und dann bleibt die Planung oft auf der Strecke. Und die gekauften Lebensmittel bleiben im Kühlschrank liegen. Damit das nicht passiert, haben wir ein paar tolle Ideen zur Resteverwertung für euch.
Einkaufslisten führen
Es ist praktisch und für die meisten machbar, eine Einkaufsliste zu führen. Dadurch kaufen wir weniger von dem, was wir am Ende nicht brauchen und vielleicht gar nicht verwerten. Und ein aufmerksamer, regelmäßiger Blick in Kühlschrank und Vorratsregale kann auch nie schaden. Geht dabei ruhig in Gedanken eure Woche durch: Esst ihr zu Hause oder seid ihr viel unterwegs? Bekommt ihr Besuch? Oder fehlen bestimmte Lebensmittel? Alles, was benötigt wird, kommt auf die Einkaufslisten. Ganz wichtig: sie nicht zu Hause vergessen, wenn ihr einkaufen geht. Ein Vorteil vom Schreiben von Einkaufslisten ist auch, dass wir uns bewusst Gedanken darüber machen müssen, was wir eigentlich essen wollen. Impulsivkäufe – die lecker aber vielleicht wenig nachhaltig sind – fallen so eher weg. Planvolles Einkaufen ist also auch ein Schritt in Richtung nachhaltigerer, klimafreundlicher Ernährung.
Wem das mit Stift und Papier zu viel ist, der macht macht einfach ein Foto vom Inneren des Kühlschranks. Dann wisst ihr nicht nur, was ihr noch braucht – sondern auch, was ihr zu Hause habt und dringend gegessen werden sollte. Mittlerweile gibt es auch Apps, die sich auch merken, was ihr normalerweise so kauft.
„Richtig“ einkaufen gehen
Was heißt schon richtig einkaufen. Aber es gibt ein paar Dinge, die wir beachten können, um wirklich nur das zu kaufen, was wir auch brauchen. Denn Supermärkte wollen uns gern dazu bringen, mehr zu kaufen, als eigentlich geplant. Denn die sogenannte Konsumpsychologie nutzt so einige unserer menschlichen Schwächen und macht Planung manchmal zunichte. So sind mit den Jahren Einkaufwägen immer größer geworden, damit das darin Liegende nach wenig aussieht. Außerdem rutschen Einkäufe – genauso wie bei Körben, die wir hinter runs herziehen können – nach vorn, da die Fläche leicht angeschrägt ist. Das hat zur Folge, dass der Wagen nie richtig voll erscheint, wenn wir einen kurzen Blick von vorn darauf werfen. So werden wir verleitet, immer neue Waren hineinzulegen. Hier hilft es, einen Korb zu nehmen, der getragen werden kann. Am Gewicht spüren wir noch am ehesten, dass wir bereits genügend gekauft haben.
Auch stimmt das Sprichwort, dass wir nicht mit leeren Magen einkaufen sollten. Denn so sind wir viel anfälliger für Impulskäufe. Klingt banal, ist aber wirklich so. Wenn wir allerdings mit unserer Liste im Gepäck und ohne Heißhunger einkaufen gehen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass wir den Tricks der Konsumpsychologie widerstehen können. Und so wirklich frei entscheiden, was wir brauchen und was nicht.
Rund ein Drittel aller weltweit prodzierten Lebensmittel ernähren niemanden, sondern landen in der Tonne. Weil sie auf dem Feld nicht mitgeerntet werden, beim Transport oder Verpacken beschädigt werden, im Restaurant zurückgehen – oder zu Hause im Kühlschrank verschrumpeln.
Das Ausmaß
Lebensmittelverschwendung geht uns alle an. Denn sie geschieht nicht heimlich, im Verborgenen. Vielmehr ist es scheinbar normal geworden, Nahrungsmittel geringzuschätzen. Dazu passend ist die Verschwendung in privaten Haushalten in wohlhabenden Ländern auch am größten.
Das trifft auch auf Deutschland zu. Hier landen pro Sekunde 313 kg noch genießbarer Lebensmittel im Müll. Das sind rund 80 kg pro Kopf und Jahr und ist in etwa so, als würden wir ein Viertel unserer Einkäufe direkt in den Müll werfen. Oder ziemlich genau 235 Euro verbrennen. Ganz schön verrückt oder? Dabei gehen vor allem Obst, Gemüse und Brot so verloren. Aber auch Milchprodukte, Süßes, Fleisch. Jährlich landen so in deutschen Haushalten etwa 230 000 Rinder im Müll. Hinter all dem steckt also auch und vor allem: tierisches Leid. Arbeitskraft. Treibhausgase. Wasser. Und eine Fläche der Größe von Mecklenburg-Vorpommern, die für die weggeworfenen Lebensmittel in Deutschland quasi umsonst bewirtschaftet wird.
Was wir tun können
Es ist kompliziert. Und doch einfach zu verstehen. Wir haben viel selbst in der Hand. Und stoßen unweigerlich an Grenzen. Um Lebensmittelverschwendung endlich zu beenden, bedarf es gesetzlicher Regulierungen. Denn der Wunsch nach einer sicheren, nachhaltigen Gegenwart und Zukunft für alle Menschen ist kaum vereinbar mit einem immerwährenden Streben nach mehr, mit einem weiter so. Daher kommt es auf uns alle an. Unser Mitteilen, Weiterdenken, laut sein, Einfordern. Vor allem jetzt.
Hier ist Raum für die weniger schönen Dinge. Ein genaues Hinsehen, auf Alles,
was die Tonne füllt und worauf sich ein zweiter Blick lohnt.
Bodensatz.
Lange davon geträumt, nun Wirklichkeit. Ein eigener, unser Podcast. Jetzt ist er noch klein und süß und technisch unausgereift. Viel profesioneller wird es wohl auch nicht – das ersetzen wir allerdings durch ziemlich viel Enthusiasmus. Dieser Podcast beschäftigt sich mit Lebensmittelverschwendung. Wir nennen ihn Bodensatz. Es sind die Reste, die am Boden der Tonne kleben, die einen zweiten Blick verdienen. Das, was nicht so schön ist.
Für uns, im Besonderen, die globale Lebensmittelindustrie. Denn wenn wir etwas gelernt haben in unserer Zeit bei „Zur Tonne“, dann dass Essen politisch ist. Deshalb möchten wir genauer hinschauen und verstehen, wie die globale Ernährungsindustrie funktioniert. Und die daraus resultierenden Zusammenhänge sichtbar machen. Inwiefern macht unser Handeln einen Unterschied? Bedarft es Gesetzen oder reicht Hoffen auf freiwillige Veränderungen? Und: wie nahe stehen wir unserem Essen eigentlich heute noch? Fragen über Fragen, vielleicht auch ein paar Antworten.
Weil es die erste Folge ist, gibt es erstmal einen groben Überblick. Wer jetzt auf Antworten gespannt ist, sollte die nächste Folge nicht verpassen!! Seid dabei, wenn wir dabei sind.
An euch, krumme Gurken, einzelne Bananen und angeschlagene Äpfel; ihr fluffigen, überzähligen Brötchen und abgelaufenen Joghurts. Ihr seid wunderbar. Lecker. Und perfekt. Die einzigen, die hier ein Problem darstellen, sind: Wir. Denn, wir schätzen euch nicht. Jedenfalls nicht genug. Zumindest ist das der Eindruck, den man bekommt, wenn man weiß, wieviel einwandfreie Lebensmittel jedes Jahr in der Tonne landen: Ein Drittel der weltweiten Produktion, die die Menschen eigentlich ernähren sollen. In Deutschland sind das 75 kg pro Kopf und Jahr. Im Müll.
Eigentlich ganz einfach zu verstehen.
Die Gründe dafür sind ganz einfach zu verstehen und schwer nachzuvollziehen. Lebensmittel gehen entlang einer sogenannten Wertschöpfungskette verloren. Die beginnt auf dem Feld und endet in unseren Wohnungen. Während in Entwicklungsländern Transport und Lagerung die größten Risiken für euch darstellen, verhält es sich in wohlhabenden Industrienationen ganz anders. Klar gibt es auch hier schlechte Ernten, Schädlinge im Boden, Transport und Lagerprobleme. Zum großen Teil geht ihr allerdings erst am hinteren Ende der Kette verloren.
Wir kommen ins Spiel.
Und da kommen wir ins Spiel. Zum Einen, weil wir vom Handel erwarten, dass er unsere Lieblingsprodukte immer im Regal hat. Gleichzeitig wird nur gekauft, was auch „schön“ aussieht. Verschwendung und Aussortierung sind hier vorprogrammiert und machen nachhaltiges Handeln schwer. Noch problematischer wird es dann bei uns zu Hause: Weil Lebensmittel in Deutschland sehr günstig sind, wird oft gekauft, was gar nicht benötigt wird. Dazu kommen zu große Verpackungen und die – von vielen Verbrauchern falsch verstandenen – Informationen, die das Mindesthaltbarkeitdatum angibt. Dieses Datum zeigt nicht die tatsächliche Lebensdauer eines Produkts an, sondern steht für die Garantie, die der Handel gibt, dass bis zu diesem Zeitpunkt dessen bestimmte Eigenschaften wie Geruch, Konsistenz und Geschmack erhalten bleiben. Schlecht ist ein abgelaufenes Produkt noch lange nicht. Und so werfen wir am Ende ein Viertel unserer Einkäufe einfach weg.
Verschwendung treibt auch den Klimawandel voran
Die gute Nachricht ist: Da fast die Hälfte aller weltweit verschwendeten Lebensmittel auf die privaten Verbraucher und die Gastronomie zurückgehen, können wir durch unser Handeln direkt eine Veränderung bewirken. Und das müssen wir auch. Denn indem wir nicht essen, was eigentlich für uns produziert wurde, vergeuden wir Nahrungsmittel, die in anderen Teilen der Welt fehlen. Dazu kommt, dass die Verschwendung von Lebensmitteln den Klimawandel vorantreibt. So haben 10 Prozent der freigesetzen Treibhausgase der Industrienationen ihren Ursprung in ungenutzer Nahrung. Deren Produktion vorher wichtige Ressourcen wie Wasser, Energie und Ackerfläche verbraucht hat.
Unsere Entscheidung
Der Verschwendung ein Ende zu bereiten, ist also auch eine politische Handlung. Und eine bewusste Entscheidung: Für die einzelnen Bananen, den abgelaufenen Joghurt, die angeschlagenen Äpfel. Ein geplanteres Einkaufen, eine andere Ernährung. Ob krumm oder runzlig oder kleingewachsen. Ob einfach übrigeblieben oder aussortiert.
Wir erinnern uns: Im Juni 2018 wurden zwei junge Frauen wegen Diebstahls zu einer Strafe von 2400 Euro verurteilt – weil sie bei Edeka containert hatten.
Nachdem Franzi und Caro am Abend des 4. Juni 2018 Gemüse und Milchprodukte aus der Tonne eines Edeka gezogen hatten, wurden sie auf dem Heimweg von der Polizei angehalten. Beide wurden kurz darauf wegen „Diebstahl in besonders schweren Fall“ angeklagt.
Diese Anklage macht mehrere Misstände sichtbar. Zum Einen, die Frage nach der Rechtslage in Deutschland. Da es sich hier nicht um einen Einzelfall handelt, hatte es bereits 2017 eine Petition gegeben, die Straffreiheit für die Rettung von Lebensmitteln forderte. Die Initiatoren betonten, dass sie dem Staat, der gegen Menschen, die Lebensmittel aus dem Müll retteten, vorging, eine Mitschuld an der weltweiten Verschwendung von Lebensmitteln gaben. Sie regten daher eine Änderung des Strafgesetzbuches an, die vor allem vorsah, dass bei geringer Schuld, wie dem Containern, von einer Strafe abgesehen wird.
Der Staat bestraft hier nicht nur – er macht sich mitschuldig. Denn in Deutschland, achtgrößter Verschwender von Lebensmitteln weltweit, gibt es diesbezüglich immer noch keine gesetzlichen Regularien. Anders als in Frankreich, wo den Einzelhändler bereits seit einer Weile verboten ist, Lebensmittel wegzuwerfen, setzt man in Deutschland immer wieder auf Freiwilligkeit.
Besonders perfide ist das Vorgehen von Edeka, da der Konzern gemeinsam mit dem WWF eine „Partnerschaft der Nachhaltigkeit “ führt. Als Edeka die Strafanzeige gegen die beiden Frauen stellte, trieb es die Kriminalisierung von Lebensmittelrettern voran. Hier zeigt sich, dass Nachhaltigkeit für den Einzelhändler nicht mehr als ein Etikett zu sein scheint. Genauso unglaubwürdig macht sich die Bundesregierung, die mit „Zu gut für die Tonne“ eine eigene Kampagne zur Lebensmittelverschwendung startete.
Lebensmittel, die nicht gegessen werden, sondern im Müll landen, befeuern den Klimawandel. Allein in Deutschland landen 18 Millionen Lebensmittel in der Tonne. Für die Ressourcen, Land, Wasser, Strom und Fläche aufgebraucht werden. Lebensmittelverschwendung zu dulden, ist angesichts sich verschärfender, internationaler Konflikte – wie Landgrabbing, Hungersnöte, Lebensmittelspekulation – ein Skandal.
Kurz nach der Anzeige durch Edeka starteten Caro und Franzi die Petition „Containern ist kein Verbrechen“. Dreiviertel der nötigen Stimmen sind erreicht. Wir unterstützen die Petition, da wir finden, dass es höchte Zeit ist, dass Lebensmittel in Deutschland die ihnen zustehende Wertschätzung erhalten. Ihr denkt auch so. Dann unterscheibt hier: