8 Termine sind geplant und das Beste: ihr müsst nicht an allen Terminen teilnehmen – könnt aber. Darüber hinaus ist die Teilnahme komplett kostenlos und eine Kochschürze bekommt ihr auch von uns vor Ort.
Mit Kochlöffel und Schürze bewaffnet, wird in diesem Kurs auf den eigenen Teller und über den Tellerrand hinaus geblickt: neben lebenspraktischen Tipps zur ganzheitlichen Verwendung von Lebensmitteln, ihrer Lagerung und Haltbarmachung ist hier der Raum, um über die politische Seite unserer Ernährung zu diskutieren: Warum ist Containern nicht erlaubt? Welche Unterstützung bieten die Tafeln? Wie kann klimafreundliche Ernährung aussehen?
Eure Wünsche sind willkommen
Aber vor allem sind uns eure Fragen und Themenwünsche wichtig. Denn gemeinsam mit und von einander lernen steht hier im Fokus.
Im Sommer haben wir in Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum Dresden einen Bildungsworkshop für junge Menschen durchgeführt. Six days for Future ist ein Fomat, in dem sich die Profis von morgen ausprobieren können. In unserem Fall: Jugendliche, die sich eine Zukunft in der Gastronomie vorstellen können – und diese auch neu denken wollen.
„Losgehen, Anpacken, Durchstarten“
Nach unserem ersten gemeinsamen Workshop wurden wir vom Umweltzentrum und den Valtenbergwichteln für den Herbst erneut eingeladen. Für den Oktober hatten beide in Pirna Liebethal ein weiteres Six Days for Future Camp geplant. So konnten Jugendliche unter dem Motto „Losgehen, Anpacken, Durchstarten“ für eine Woche in verschiedene Rollen schlüpfen. Und dabei neue Interessen entdecken, sich selbst austesten und herausfinden, wo die eigenen Stärken liegen. Abschließend gab es eine kleine Feier. Wobei wir mit „Zur Tonne“ die Planung und das Essen für diese müllfreie Party im Rahmen eines Workshops durchgeführt haben.
Theorie, Praxis, ein Kürbis und selbstgemachte Tortillafladen
Dabei stand der Workshop bis kurz vor seiner Durchführung auf der Kippe. Denn bereits eine Woche zuvor wurde der Landkreis sächsische Schweiz zum Risikogebiet erklärt. Daher haben wir gemeinsam entschieden, den Workshop zu planen, solange es keine weiteren Einschränkungen für Dresden gab. Und wir hatten Glück. So waren wir am Freitag, den 18. Oktober unterwegs zum Jugendgästehaus Pirna Liebethal. Im Gepäck hatten wir drei Kisten Lebensmittel von der Tafel und unsere „Wundertüten“, gefüllt mit Infomaterial und Rezepten.
Da wir wussten, dass coronabedingt nicht alle Jugendliche an unserem Kochworkshop teilnehmen können, war es uns wichtig, vorher gemeinsam in das Thema Lebensmittelverschwendung einzusteigen. So haben wir eine halbe Stunde diskutiert und überlegt, warum Lebensmittel verloren gehen – und was Jede:r von uns dagegen tun kann. Die Jugendlichen haben sich eifrig beteiligt und der Debatte immer wieder neuen Antrieb gegeben. Dass das Thema allen unter den Nägeln brennt, haben wir an diesem Nachmittag gemerkt.
Alles selber machen
Als wir mit 5 teilnehmenden Jugendlichen in die Küche gegangen sind, haben wir schnell gemerkt, dass alle gerne kochen. Das haben wir schon oft beobachtet: Dass vor allem Kinder, wenn man sie sie machen lässt, wahnsinnig gerne ausprobieren und keine Berührungsängste in der Küche oder mit Lebensmitteln haben. Das ist toll – und genau, was wir unterstützen wollen. In Pirna hatten sich die Jugendlichen im Vorfeld Tortillas, Chips und Bowle für ihr Partybüffet gewünscht. In abgewandelter Form machten wir uns nun gemeinsam daran, diese Wünsche umzusetzen. Statt Maisfladen haben wir eine Art Pfannenbrot selbst hergestellt, das mit einer Gemüsepfanne gefüllt werden konnte. Dazu gab es Möhrenhumus, ein Pesto aus Möhrengrün, Guacamole und Chips aus altem Brot. Die Bowle bestand aus einer Mischung aus geschnittenem und püriertem Obst, welches mit Mineralwasser aufgegossen wurden. Während wir schnippelten, brutzelten und pürierten, schnitzte ein Teilnehmer einen Kürbis – es war schließlich Halloween Zeit- der später als Bowlegefäß dienen sollte.
Wie plane ich ein Büffet?
Unser Fokus lag bei diesem Workshop auf der Planung eines müllfreien Büffets. Also besprachen wir mit den Teilnehmenden, wie groß angemessene Portionen sind. Was bei der Versorgung Anderer zu beachten ist. Und dass man keine Angst vor zu wenig haben muss. Oft sind Caterings oder Büffets viel zu reichlich geplant. Es ist nicht schlimm, wenn am Ende alles leer ist! Im Gegenteil! Zusätzlich haben wir während des Kochens darauf geachtet, möglichst vollständig zu verwerten und nur wenig Abfall entstehen zu lassen, um den Teilnehmenden ein Gefühl dafür zu vermitteln, was alles gegessen werden kann. Nach drei Stunden, inklusive aufräumen und Tisch decken war es soweit: Das Büfett stand, die Party konnte los gehen. Wir hatten richtig viel Spaß mit unseren motivierten und engagierten Küchenhelfer:innen und freuen uns auf ein nächstes Mal Six Days for Future!
Obwohl die Restaurantabende einen großen Teil unserer Arbeit bei „Zur Tonne“ einnehmen – und nach wie vor wahnsinnig viel Spaß machen – ist uns unser Bildungsprogramm nicht weniger wichtig. Von Anfang an wussten wir, dass wir vor allem auf Bildung setzen wollten. Denn für uns sie der Schlüssel zur Veränderung und zum aktiven Gestalten der Zukunft. Daher haben wir verschiedene Workshopformate entwickelt, die wir den Anlässen entsprechend anpassen. Manchmal steht das Kochen im Mittelpunkt und manchmal eher die Theorie bei globalen Zusammenhängen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Mit unseren Workshops haben wir uns ganz dem Prinzip der BNE verschrieben. Diese drei Buchstaben stehen für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Sie soll Menschen zu einem zukunftsfähigem Denken befähigen und es ihnen ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen. Und für uns stellt Kochen vor allem die ideale Plattform dar, um ins Handeln zu kommen. Wir sind keine Köchinnen, wir haben Gastronomie nicht gelernt. Aber wir wollen etwas bewirken. Und das ist, was wir in unseren Workshops vermitteln wollen: Unser Handeln macht einen Unterschied. Wir müssen uns nur trauen.
Ein Nachmittag in Dresden Plauen
Daher haben wir uns sehr gefreut, am 23. Juli gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen im Plauener Bahnhof Dresden zu kochen. Hierhin eingeladen hatte uns das Zukunftsstadtprojekt „Essbarer Stadtteil Plauen“, die einen Spaziergang mit den Teilnehmenden durch das Viertel arrangierten – immer auf der Suche nach essbarem Stadtgrün. Danach sind wir im Jugendzentrum Plauener Bahnhof zusammengekommen, um Lebensmittel von der Tafel, aber auch Gesammeltes, zu etwas Leckerem zu verarbeiten.
Sommerliches drei Gänge Menü
Da die Gruppe aus Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 18 Jahren bestand, beschlossen wir, den Theorieteil nicht zu umfangreich zu gestalten. In einem Kreis sitzend haben wir über die Ursachen der Verschwendung gesprochen – wobei uns die Kinder mit ihrem Wissen mehrmals überraschten. Alle waren interessiert und voller Tatendrang, vor allem als wir dann zum kochen kamen. Es sollte ein sommerliches Drei-Gänge-Menü geben, aus Salat, Ofengemüse mit verschiedenen Dips und selbstgemachtem Bananeis. Schnell waren drei Arbeitsstationen gebildet und es wurde geschnippelt, geschält und gehobelt. Vor allem die Jüngsten hatten großen Spaß, selbst Hand anlegen zu dürfen, und waren eifrig bei der Sache.
Den Nachmittag rundete ein gemeinsames Essen ab. Unsere Gespräche drehten sich um das Essen und wieviel wir eigentlich selber machen können – ohne großen Aufwand. Das erleben wir oft. Viele Menschen haben Respekt vor dem Kochen. Auch, weil scheinbar perfekte Fernsehgerichte und Kochshows, in denen unzählige Zutaten Verwendung finden, die Zuschauer oft überfordern. Sich einfach zu trauen, fällt vielen schwer. Die Arbeit mit Kindern ist daher etwas, das besonders großen Spaß macht, da sie sich solche Gedanken nicht machen. Dafür wird den Kindern zu unrecht oft zu wenig zugetraut. Und genau hier möchten wir ansetzen und vermitteln, dass Kinder natürlich Verantwortung tragen können. Für sich selbst und ihr Handeln. Wir hatten einen wunderschönen Tag in Dresden Plauen und freuen uns schon darauf, das nächste Mal wieder gemeinsam den Kochlöffel zu schwingen.
Wir von „Zur Tonne“ haben im letzten Vierteljahr vermutlich noch mehr als sowieso schon gekocht. Es gab, was da war, weil wir keine Lust zum Einkaufen hatten oder die Regale leer waren. Also wurden wir erfinderisch und haben wild kombiniert, Blumenkohl in den Ofen gesteckt, Nudelteig ausgerollt und „Reste“ verwertet. Und damit waren wir nicht allein. Denn laut des im Mai veröffentlichten Ernährungsberichts 2020 hat die Corona-Krise nicht nur das Essverhalten vieler Menschen in Deutschland beeinflusst – sondern auch unseren Blick auf Ernährung und Landwirtschaft generell. So gaben 30 Prozent der Befragten an, jetzt mehr zu kochen und zu Hause zu essen. Gleichzeitig gewannen frische, regionale Produkte für sie an Bedeutung.
Ernährung ist systemrelevant
Corona hat noch einmal deutlich gemacht, dass Ernährung wichtig – ja sogar „systemrelevant“ ist. Denn essen muss Jede:r. Dabei ist die Situation nicht so rosig, wie sie jetzt vielleicht klingt. Denn schon vor Corona war unsere Ernährung in Schieflage geraten. Wir werfen Lebensmittel weg, sind Weltmeister im Export billigsten Schweinefleisches und beuten Menschen, Tiere und Umwelt gleichermaßen aus. Deutschland ist mittlerweile das Schlachthaus Europas, mit doppelt so vielen hier lebenden Nutztieren wie Menschen. 5 Millionen Tonnen Fleisch exportieren wir. Jedes Jahr.
Corona beschleunigt Entwicklung
Daran hat sich trotz der Corona-Pandemie wenig geändert. Tatsächlich beschleunigt sich die Zerstörung unserer Ressourcen gerade. Die Geschwindigkeit der Abholzung des Amazonas für Futtersoja hat sich im Mai verdoppelt. Weltweit sind Fleischfabriken Infektionsherde geworden und Preise für Obst und Gemüse teilweise um ein Viertel gestiegen. Damit ist und verursacht Corona auch eine soziale Krise. Denn obwohl 39 % der Befragten des Ernährungsreports angaben, dass die Landwirtschaft für sie an Bedeutung gewonnen hat und auch das Bewusstsein für lokal erzeugte Lebensmittel gestiegen ist, wurden auch in Deutschland die Fleischfabriken zu Infektionsherden.
Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus?
Während die Befragten des Ernährungsreports angaben, für Fleisch auch mehr Geld ausgeben zu wollen, hatte ein deutscher Discounter Mitte Juni die Wurstpreise deutlich gesenkt. Trotz anhaltender Skandale in der Fleischindustrie, den lange bekannten ausbeuterischen Zuständen von Menschen, Tieren und Umwelt ist die Nachfrage nach billigem Fleisch ungebrochen. Während das Bundeslandwirtschaftministerium darauf hofft, dass der Verbraucher über seine Nachfrage diese Entwicklung lenken wird, sagen wir: NEIN. Es bedarf Gesetzen für den Schutz von Natur, Mensch und Tieren. Diese Verantwortung sollte nicht auf Bürger:innen übertragen werden. Was wir allerdings machen können – und müssen – ist, uns unsere Ernährung zurückzuerobern. Selber kochen, statt verarbeitete Lebensmittel mit problematischen Zutaten zu kaufen. Nur so gewinnen wir die Kontrolle über unsere Ernährung zurück. Nur so können wir mitwirken und entscheiden, wie wir uns morgen ernähren wollen. Damit unsere Ernährung weiterhin „systemrelevant“ bleibt.