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Haltbarkeit verarbeiteter Lebensmittel verstehen

Jedes Lebensmittel ist in seiner Haltbarkeit eingeschränkt. Während Obst und Gemüse jedoch höchstens an Frische verlieren oder unter falschen Lagerbedingungen verschimmeln oder überreif werden, verhält es sich bei verarbeiteten Lebensmitteln ganz anders. Denn diese sind oft abhängig von einer optimalen Kühlung und davon, zeitnah verbraucht zu werden.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD)

Deshalb ist auf vielen Produkten das sogenannte Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) angegeben. Allerdings handelt es sich bei den aufgeprägten Zahlen des MHD nicht um ein Ablauf- oder Wegwerfdatum. Denn sie zeigen lediglich an, wie lange ein Produkt mindestens seine – durch den Hersteller garantierten – typischen Eigenschaften behält, etwa in Farbe, Konsistenz und Geruch. Meistens sind Produkte daher auch nach Überschreiten des Datums noch lange genießbar – oftmals sogar noch Monate über das eigentliche MHD hinaus. Dabei gilt grundsätzlich: Was gut schmeckt, gut riecht und gut aussieht, ist es in aller auch Regel noch. Mehr als die Hälfte der Verschwendung zu Hause würde vermieden werden, wenn wir unseren Sinnen vertrauen und riechen oder probieren würden, anstatt uns blind am MHD zu orientieren.

Wieviel nach Ablauf des MHD sind Lebensmittel noch haltbar? Quelle: Tafel Deutschalnd e.V.

Das Verbrauchsdatum

Anders sieht es beim Verbrauchsdatum aus. Dieses unterscheidet sich vom MHD durch die Kennzeichnung „Zu verbrauchen bis“ und befindet sich auf leicht verderblichen Produkten wie rohem Fisch, Hackfleisch oder Frischgeflügel. Ist das Verbrauchsdatum überschritten, sollte das Produkt nicht mehr verzehrt werden – es gehört dann wirklich in die Tonne. Denn ein überschrittenes Verbrauchsdatum ist eine Gefahr für unsere Gesundheit und bedeutet das Ende der Haltbarkeit. Um unnötige Verschwendung zu vermeiden, sollten wir daher mit Produkten mit Verbrauchsdatum besonders sorgsam umgehen und diese wirklich zeitnah verwenden.

Der Tafel Deutschland e.V. zum Mißverständnis rund um das MHD

Um die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren, fordert die Tafel Deutschland noch klarere Signale und konkrete Schritte von der Politik im Umgang mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum auf allen relevanten Stufen der Wertschöpfungskette.

Lebensmittel richtig lagern

Lebensmittel sind länger haltbar, wenn wir sie richtig lagern. Kein Geheimnis für die meisten. Dass auch das richtige Einräumen des Kühlschranks die Lebensdauer unserer Nahrung beeinflusst, wissen viele allerdings nicht.

Einräumen des Kühlschranks

Ja, wir können einen Kühlschrank auch falsch einräumen. Indem wir einfach reinstopfen, was Platz findet und dabei nicht auf die Fächer oder Ebenen achten. Denn diese sind nicht alle gleich. In allen Ebenen herrschen sozusagen andere „Klimazonen“. Sie sind verschieden temperiert, um so optimale Bedingungen für die Lebensmittel darin zu gewährleisten. Denn im Kühlschrank ist eine richtige Lagerung wichtig: Obst und Gemüse gehören ganz unten ins Gemüsefach, Fisch und Fleisch auf die unterste Ablage. Milchprodukte liegen auf der mittleren Ablage richtig, während Käse und Speisereste auf die oberste gehören. Eier, Butter und Getränke haben ihren Platz in der Tür. Mit Ausnahme von Obst und Gemüse sollte alles gut verpackt sein. Das schützt vor Kontaminationen, dem Austrocknen und dem typischen Kühlschrankgeschmack. Bei leicht verderblichen Lebensmitteln, etwa Fleisch, sollte die Kühlkette niemals unterbrochen werden. Vor allem bei warmem Wetter empfehlen sich daher Kühltaschen für den Einkauf. Beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie wird das das Ganze noch einmal im Detail erklärt.

…und was nicht in den Kühlschrank gehört

Nicht in den Kühlschrank gehören Brot, Speiseöle, Kartoffeln und die meisten Obst- und Gemüsesorten, die viel Wasser enthalten. So zum Beispiel Auberginen, Avocados, Tomaten und die meisten Südfrüchte. Und Kartoffeln und Zwiebeln brauchen einen trockenen, dunklen Ort. Wohingegen Brot in einer Brotbox oder einem Steinguttopf sowie als ungeschnittener Laib länger frisch bleibt. Generell halten sich Lebensmittel, die wir am Stück kaufen, länger. Das gilt neben Brot auch für Wurst und Käse. Beide halten sich am besten im Kühlschrank, eingeschlagen in speziell beschichtetes Papier.

Äpfel strömen Ethylengas aus und sollten daher separat gelagert werden

Da Äpfel und Tomaten Ethylengas ausströmen, welches andere Obst- und Gemüsesorten schneller reifen lässt, sollten sie separat gelagert werden. Viel Ethylen findet sich außerdem auch in Bananen, Gurken, Kiwis, Pfirsichen – eben Früchten, die nachreifen. Auch bei sogenannten Trockenwaren ist die Lagerung wichtig. Daher sollten wir angebrochene Packungen – wie Mehl, Reis oder Nüsse – in dicht schließende Behälter umfüllen, um sie vor Schädlingsbefall zu schützen. Und nicht nur angebrochene Trockenware sollte umgefüllt werden. Auch einmal geöffnete Konservendosen sollten nicht so im Kühlschrank stehen, sondern luftdicht umgefüllt werden. Indem wir richtig lagern, sorgen wir also auch dafür, dass der volle Geschmack unserer Lebensmittel erhalten bleibt.

Planvoll einkaufen

So banal es klingt, ist gute Planung die beste Vorsorge, um nichts wegzuwerfen. Diese hilft beim gezielten Einkaufen, verringert Reste und schont den Geldbeutel. Am einfachsten ist es, einen festen Speiseplan für die Woche zu erstellen. Das macht es einfacher zu überlegen, wieviel wir von welchem Lebensmittel benötigen und wie lange das Eingekaufte haltbar ist. Gefüllte Pilze, Pilzpfanne, Linsen – Pilzsalat – je mehr Zutaten sich zwischen den einzelnen Gerichten auf unserem Speiseplan überschneiden, desto besser.

Wir wissen natürlich, wie schwierig es oft ist, Mahlzeiten genau zu planen. Oft sind wir unterwegs, treffen Leute, arbeiten, essen draussen – und dann bleibt die Planung oft auf der Strecke. Und die gekauften Lebensmittel bleiben im Kühlschrank liegen. Damit das nicht passiert, haben wir ein paar tolle Ideen zur Resteverwertung für euch.

Einkaufslisten führen

Es ist praktisch und für die meisten machbar, eine Einkaufsliste zu führen. Dadurch kaufen wir weniger von dem, was wir am Ende nicht brauchen und vielleicht gar nicht verwerten. Und ein aufmerksamer, regelmäßiger Blick in Kühlschrank und Vorratsregale kann auch nie schaden. Geht dabei ruhig in Gedanken eure Woche durch: Esst ihr zu Hause oder seid ihr viel unterwegs? Bekommt ihr Besuch? Oder fehlen bestimmte Lebensmittel? Alles, was benötigt wird, kommt auf die Einkaufslisten. Ganz wichtig: sie nicht zu Hause vergessen, wenn ihr einkaufen geht. Ein Vorteil vom Schreiben von Einkaufslisten ist auch, dass wir uns bewusst Gedanken darüber machen müssen, was wir eigentlich essen wollen. Impulsivkäufe – die lecker aber vielleicht wenig nachhaltig sind – fallen so eher weg. Planvolles Einkaufen ist also auch ein Schritt in Richtung nachhaltigerer, klimafreundlicher Ernährung.

Die gute alte Einkaufsliste wirkt manchmal Wunder

Wem das mit Stift und Papier zu viel ist, der macht macht einfach ein Foto vom Inneren des Kühlschranks. Dann wisst ihr nicht nur, was ihr noch braucht – sondern auch, was ihr zu Hause habt und dringend gegessen werden sollte. Mittlerweile gibt es auch Apps, die sich auch merken, was ihr normalerweise so kauft.

„Richtig“ einkaufen gehen

Was heißt schon richtig einkaufen. Aber es gibt ein paar Dinge, die wir beachten können, um wirklich nur das zu kaufen, was wir auch brauchen. Denn Supermärkte wollen uns gern dazu bringen, mehr zu kaufen, als eigentlich geplant. Denn die sogenannte Konsumpsychologie nutzt so einige unserer menschlichen Schwächen und macht Planung manchmal zunichte. So sind mit den Jahren Einkaufwägen immer größer geworden, damit das darin Liegende nach wenig aussieht. Außerdem rutschen Einkäufe – genauso wie bei Körben, die wir hinter runs herziehen können – nach vorn, da die Fläche leicht angeschrägt ist. Das hat zur Folge, dass der Wagen nie richtig voll erscheint, wenn wir einen kurzen Blick von vorn darauf werfen. So werden wir verleitet, immer neue Waren hineinzulegen. Hier hilft es, einen Korb zu nehmen, der getragen werden kann. Am Gewicht spüren wir noch am ehesten, dass wir bereits genügend gekauft haben.

Einen Einkaufskorb nutzen bewahrt vor Impulskäufen

Auch stimmt das Sprichwort, dass wir nicht mit leeren Magen einkaufen sollten. Denn so sind wir viel anfälliger für Impulskäufe. Klingt banal, ist aber wirklich so. Wenn wir allerdings mit unserer Liste im Gepäck und ohne Heißhunger einkaufen gehen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass wir den Tricks der Konsumpsychologie widerstehen können. Und so wirklich frei entscheiden, was wir brauchen und was nicht.

Lebensmittelverschwendung – ein kleiner Überblick

Rund ein Drittel aller weltweit prodzierten Lebensmittel ernähren niemanden, sondern landen in der Tonne. Weil sie auf dem Feld nicht mitgeerntet werden, beim Transport oder Verpacken beschädigt werden, im Restaurant zurückgehen – oder zu Hause im Kühlschrank verschrumpeln.

Das Ausmaß der Verschwendung

Das Ausmaß

Lebensmittelverschwendung geht uns alle an. Denn sie geschieht nicht heimlich, im Verborgenen. Vielmehr ist es scheinbar normal geworden, Nahrungsmittel geringzuschätzen. Dazu passend ist die Verschwendung in privaten Haushalten in wohlhabenden Ländern auch am größten.

Das trifft auch auf Deutschland zu. Hier landen pro Sekunde 313 kg noch genießbarer Lebensmittel im Müll. Das sind rund 80 kg pro Kopf und Jahr und ist in etwa so, als würden wir ein Viertel unserer Einkäufe direkt in den Müll werfen. Oder ziemlich genau 235 Euro verbrennen. Ganz schön verrückt oder? Dabei gehen vor allem Obst, Gemüse und Brot so verloren. Aber auch Milchprodukte, Süßes, Fleisch. Jährlich landen so in deutschen Haushalten etwa 230 000 Rinder im Müll. Hinter all dem steckt also auch und vor allem: tierisches Leid. Arbeitskraft. Treibhausgase. Wasser. Und eine Fläche der Größe von Mecklenburg-Vorpommern, die für die weggeworfenen Lebensmittel in Deutschland quasi umsonst bewirtschaftet wird.

Was wir tun können

Es ist kompliziert. Und doch einfach zu verstehen. Wir haben viel selbst in der Hand. Und stoßen unweigerlich an Grenzen. Um Lebensmittelverschwendung endlich zu beenden, bedarf es gesetzlicher Regulierungen. Denn der Wunsch nach einer sicheren, nachhaltigen Gegenwart und Zukunft für alle Menschen ist kaum vereinbar mit einem immerwährenden Streben nach mehr, mit einem weiter so. Daher kommt es auf uns alle an. Unser Mitteilen, Weiterdenken, laut sein, Einfordern. Vor allem jetzt.

2021 – ein tolles, neues Jahr mit „Zur Tonne“

Januar 2020

Letztes Jahr um diese Zeit
haben wir noch nichts gewusst von diesem Jahr um diese Zeit. Haben gearbeitet, uns getroffen, gefeiert, uns gefreut, bei der Agrardemo in Berlin demonstriert, unseren letzten Restaurantabend in der ZWICKmühle veranstaltet. Haben gekocht, uns ausgetauscht und öfter andere Themen als Corona gefunden. So selbstverständlich, so weit weg.

Denn letztes Jahr um diese Zeit
sah Alltag für uns, für die meisten, anders aus. Wir haben uns gesorgt wegen des Klimawandels, wegen der zunehmenden Ungleichheit und Armut, wegen dessen, was wir wegwerfen, obwohl gleichzeitig Menschen hungern. Und auch wenn dieses Jahr scheinbar alles anders ist, die Themen sind die gleichen geblieben – auch wenn sie derzeit auf den ersten Blick weniger sichtbar sind.

Und weil wir wollen, dass bis nächstes Jahr um diese Zeit
diese Themen nicht an Dringlichkeit verlieren und wichtig bleiben, machen wir weiter, arbeiten wir weiter. Auch wenn wir gerade nicht gemeinsam kochen und lernen können, bleiben wir dran. Und freuen uns auf 2021, in dem wir andere Themen finden werden als Corona, in dem wir uns austauschen und wieder zusammenkommen werden. So selbstverständlich und gar nicht weit weg.

Regrowing Food – Lebensmittel nachwachsen lassen

Es klingt fast wie ein Märchen: Lebensmittel, die nie alle werden und immer weiter nachwachsen – egal wie oft wir sie verwenden. Regrowing Food heißt das Prinzig, mittels dessen wir unsere Lebensmittelabfälle minimieren und gleichzeitig Geld sparen können. Denn Abschnitte von bestimmten Gemüsesorten wachsen nach, wenn sie in Wasser oder Erde gesetzt werden – wobei einige Gemüsesorten eher wieder erntereif werden als andere. Im Wasser, auf die einfachste Art und Weise, können so Abschnitte von verschiedenen Salaten, Knoblauch, Kohl, Kräutern wie Basilikum und Minze und Lauch immer wieder aufs Neue geerntet werden.

Frühlingszwiebel nach 10 Tagen auf der Fensterbank / ©Fotos von Maria Funke

Am einfachsten geht es mit Frühlingszwiebeln

Super einfach und schnell geht das Ganze mit Frühlingszwiebeln, die ein echtes regrowing – super – food sind. Den grünen Stengeln können wir förmlich beim Nachwachsen zuschauen. Anstatt sie komplett aufzubrauchen, schneidet ihr sie 4-5 cm oberhalb der Wurzel ab und stellt sie einfach ins Wasser. Schon nach einem Tag könnt ihr sehen, wie sie nachwächst. In ca. 2 Wochen ist sie vollständig nachgewachsen. Ihr müsst nur regelmäßig das Wasser wechseln und sie direkt ans Fenster stellen.

Ihr könnt sie auch einpflanzen, allerdings braucht die Pflanze dann erst einmal Zeit zum Wurzeln, bevor sie wieder Lauch ausbildet. Dann schneidet ihr einfach immer so viel ab, wie ihr gerade braucht, während die Pflanze weiter wächst.

Unsere kleine Farm

Wir haben unsere kleinen Fensterbankfarmen und schon fleißig geerntet. Probiert es aus. Regrowing ist nicht nur eine tolle Methode, Geld zu sparen, sondern auch, um Gemüse ganz neu kennen zu lernen! Denn wer von euch hat schon einmal den Lauch vom Knoblauch gegessen? Nein, dann lohnt es sicht schon allein hierfür, die kleinen Zehen für ein paar Tage ins Wasser zu legen. Ein unglaublich aromatischer Geschmack wird euch dafür entlohnen. Viel Spaß beim Gärtnern.

Ein kurzes, informatives Video vom BR, welches das Regrowing noch genauer beleuchtet, und auch Tipps für das „Nachwachsen“ weiterer Gemüsesorten zu Hause findet ihr hier:

Mehr als nur Gemüse aus Abfall


Kochworkshop: Six days for Future II, Junge Profis am Werk

Im Sommer haben wir in Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum Dresden einen Bildungsworkshop für junge Menschen durchgeführt. Six days for Future ist ein Fomat, in dem sich die Profis von morgen ausprobieren können. In unserem Fall: Jugendliche, die sich eine Zukunft in der Gastronomie vorstellen können – und diese auch neu denken wollen.

Coronakonform kochen ist gar nicht einfach / ©Foto von Maria Funke

„Losgehen, Anpacken, Durchstarten“

Nach unserem ersten gemeinsamen Workshop wurden wir vom Umweltzentrum und den Valtenbergwichteln für den Herbst erneut eingeladen. Für den Oktober hatten beide in Pirna Liebethal ein weiteres Six Days for Future Camp geplant. So konnten Jugendliche unter dem Motto „Losgehen, Anpacken, Durchstarten“ für eine Woche in verschiedene Rollen schlüpfen. Und dabei neue Interessen entdecken, sich selbst austesten und herausfinden, wo die eigenen Stärken liegen. Abschließend gab es eine kleine Feier. Wobei wir mit „Zur Tonne“ die Planung und das Essen für diese müllfreie Party im Rahmen eines Workshops durchgeführt haben.

Theorie, Praxis, ein Kürbis und selbstgemachte Tortillafladen

„Six days for Future“ – Zusammen überlegen wir, wo und warum Lebensmittel verschwendet werden / ©Foto von Maria Funke

Dabei stand der Workshop bis kurz vor seiner Durchführung auf der Kippe. Denn bereits eine Woche zuvor wurde der Landkreis sächsische Schweiz zum Risikogebiet erklärt. Daher haben wir gemeinsam entschieden, den Workshop zu planen, solange es keine weiteren Einschränkungen für Dresden gab. Und wir hatten Glück. So waren wir am Freitag, den 18. Oktober unterwegs zum Jugendgästehaus Pirna Liebethal. Im Gepäck hatten wir drei Kisten Lebensmittel von der Tafel und unsere „Wundertüten“, gefüllt mit Infomaterial und Rezepten.

Da wir wussten, dass coronabedingt nicht alle Jugendliche an unserem Kochworkshop teilnehmen können, war es uns wichtig, vorher gemeinsam in das Thema Lebensmittelverschwendung einzusteigen. So haben wir eine halbe Stunde diskutiert und überlegt, warum Lebensmittel verloren gehen – und was Jede:r von uns dagegen tun kann. Die Jugendlichen haben sich eifrig beteiligt und der Debatte immer wieder neuen Antrieb gegeben. Dass das Thema allen unter den Nägeln brennt, haben wir an diesem Nachmittag gemerkt.

Alles selber machen

In einer kleinen Gruppe und mit Mundschutz coronagerecht kochen / Foto von Rosa Nguyen

Als wir mit 5 teilnehmenden Jugendlichen in die Küche gegangen sind, haben wir schnell gemerkt, dass alle gerne kochen. Das haben wir schon oft beobachtet: Dass vor allem Kinder, wenn man sie sie machen lässt, wahnsinnig gerne ausprobieren und keine Berührungsängste in der Küche oder mit Lebensmitteln haben. Das ist toll – und genau, was wir unterstützen wollen. In Pirna hatten sich die Jugendlichen im Vorfeld Tortillas, Chips und Bowle für ihr Partybüffet gewünscht. In abgewandelter Form machten wir uns nun gemeinsam daran, diese Wünsche umzusetzen. Statt Maisfladen haben wir eine Art Pfannenbrot selbst hergestellt, das mit einer Gemüsepfanne gefüllt werden konnte. Dazu gab es Möhrenhumus, ein Pesto aus Möhrengrün, Guacamole und Chips aus altem Brot. Die Bowle bestand aus einer Mischung aus geschnittenem und püriertem Obst, welches mit Mineralwasser aufgegossen wurden. Während wir schnippelten, brutzelten und pürierten, schnitzte ein Teilnehmer einen Kürbis – es war schließlich Halloween Zeit- der später als Bowlegefäß dienen sollte.

Wie plane ich ein Büffet?

Unser Fokus lag bei diesem Workshop auf der Planung eines müllfreien Büffets. Also besprachen wir mit den Teilnehmenden, wie groß angemessene Portionen sind. Was bei der Versorgung Anderer zu beachten ist. Und dass man keine Angst vor zu wenig haben muss. Oft sind Caterings oder Büffets viel zu reichlich geplant. Es ist nicht schlimm, wenn am Ende alles leer ist! Im Gegenteil! Zusätzlich haben wir während des Kochens darauf geachtet, möglichst vollständig zu verwerten und nur wenig Abfall entstehen zu lassen, um den Teilnehmenden ein Gefühl dafür zu vermitteln, was alles gegessen werden kann. Nach drei Stunden, inklusive aufräumen und Tisch decken war es soweit: Das Büfett stand, die Party konnte los gehen. Wir hatten richtig viel Spaß mit unseren motivierten und engagierten Küchenhelfer:innen und freuen uns auf ein nächstes Mal Six Days for Future!

Halloween Party Büffet – leider nicht mit allen Speisen auf dem Bild – dafür umso besser in Erinnerung / ©Foto von Maria Funke

Zwei Jahre „Zur Tonne“ – und wie es jetzt weiter geht.

Und plötzlich sind über zwei Jahre um. So lange sind wir mit „Zur Tonne“ nämlich schon in der Stadt unterwegs. Seit September 2018 haben wir mehr als zwei Tonnen Lebensmittel gerettet.

Grafik von Jens Rosemann

Ein kleiner Rückblick

Das heißt, nach der Ausgabe bei der Tafel Dresden haben wir mitgenommen, was nicht weitergegeben werden konnte. Viel Brot, aber auch Gemüse, Obst – exotisch und einheimisch -, Kräuter, und wieder Gemüse. Ob „abgelaufene“ Bioqualität, leicht angeschlagen oder schlicht unverkäuflich: Wir haben genommen, was eben übrig war. Und damit haben wir gekocht. Für Nachbarschaften, in Bistros und Restaurants, an der Uni und im Museum. Für und mit befreundeten Initiativen, neuen und alten Bekannten in Dresden und Radebeul. Seitdem wir unsere Küche „Tonnja“ von der Ausbildungswerkstatt P3 in Freiburg haben, vor allem draussen: bei einem Picknick mit Aussicht, im öffentlichen Stadtgrün, auf dem Wochenmarkt oder an der Elbe. Immer um zu zeigen, was Tolles aus „aussortierten“ Zutaten entstehen kann. Und wir haben gelernt. Mit Kindern, Jugendlichen und Senior:innen sind wir der globalen Verschwendung auf der Spur gewesen. Dabei wurde geschnippelt, gehobelt, gegessen und diskutiert.

Nur ein paar von vielen Kisten Lebensmitteln, die wir in den letzten Jahren von der Tafel bekommen haben. / Foto 1,2,3 von Maria Funke und 4 und 5 von Lena Giovanazzi
Und was daraus werden kann, mit viel Liebe zum Essen, zum Lebensmittel – auch ohne Koch zu sein oder es gelernt zu haben. / Fotos von Katarina Schrul, Reinhard Spunkner, Stefanie Nünchert und Maria Funke

Unsere Arbeit gibt es nur wegen Euch

Dass wir so viel machen konnten, verdanken wir vielen lieben Menschen, die an unsere Arbeit glauben. Jenen, die uns ehrenamtlich unterstützen – ob beim Kochen oder hinter dem Projekt. Ihr seid die Besten. Und wir hoffen, dass ihr in den letzten Jahren genau so viel Freude mit „Zur Tonne“ hattet wie wir. Und wir danken den Initiativen, Vereinen und Gruppen, mit denen wir immer wieder arbeiten. Konkret, danke an die #Zukunftsstadt Dresden, die TAFEL Dresden, Sukuma arts e.V., Lassesunstun, Café HALVA, dem LebensWurzel e.V. & Schellehof – Solidarische Landwirtschaft, Treberhilfe Dresden e.V., dem Essbarer Stadtteil Plauen, Plant values, den lieben Menschen im Bodenbacher Eck, im Café Gemüsetorte, der ZWICKmühle, der Club Passage. Sowie der Deutsche Marktgilde eG, dem Japanisches Palais, der Verkehrswende Dresden, dem Deutsches Hygiene-Museum und dem Sozialamt, der Volkshochschule im Landkreis Meißen e.V. und der Tafel Radebeul.

Zwei Tonnen Lebensmittel in zwei Jahren – was viel klingt, ist leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein. / Fotos von Maria Funke
Umso wichtiger ist es, weiter zu machen. Noch mehr Lebensmittel zu retten, noch mehr Menschen zu erreichen und viele leckere Mahlzeiten zuzubereiten. / Fotos von Lena Giovanazzi, Maria Funke und Katarina Schrul

Ausblick auf die Zukunft

Und allen Menschen, die in den letzten Jahren mit uns gekocht, gelernt und selber erlebt haben, was Verschwendung wirklich bedeutet. 2 Tonnen Lebensmittel – was viel klingt, ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn nach wie vor wirft jede:r Deutsche 75 kg noch genießbarer Lebensmittel in den Müll, pro Jahr. Damit verschwenden wir Ressourcen – in einer zunehmend ungleichen Gesellschaft können und dürfen wir uns das nicht leisten. Die gute Nachricht ist: Bis zu einem bestimmten Grad haben wir es selbst in der Hand. Wer erlebt hat, wie gut „Reste“ doch schmecken, wer selbst gesehen hat, was Verschwendung bedeutet – wird in Zukunft anders handeln. Das ist, was wir immer wieder erleben, und deshalb wollen wir dran blieben. Ende November laufen unsere Fördergelder erst einmal aus. Daher schreiben wir momentan Anträge und planen, wie es weitergeht. Auch wenn die Zukunft derzeit ein bisschen ungewiss ist: Wir möchten mit diesem Projekt weiterarbeiten. Um noch so viele Menschen wie möglich zu erreichen und Lebensmittelverschwendung zu einem Ding von gestern zu machen.

Wenn Ihr uns unterstützen wollt, wenn Ihr Tipps zu Fördermitteln, Verstetigung und Projektanschubfinanzierungen habt: Schreibt uns gern!

Wissenschaftliche Begleitforschung: Zur Tonne empirisch untersucht

Von Anfang an wird Zur Tonne wissenschaftlich vom Leibniz Institut für ökologische Raumentwicklung begleitet. Gemeinsam mit anderen Initiativen in Deutschland – die ähnlich arbeiten wie Zur Tonne – und den Wissenschaftler:innen am IÖR wurde ein Fragebogen entwickelt. Dieser soll empirisch belegbar machen, was Zur Tonne in den letzten zwei Jahren bewirkt hat. Denn als Teil der Zukunftsstadt Dresden sind wir gemeinsam mit Projekten wie dem Essbaren Stadtteil Plauen und Anderen Reallabore, die die Zukunft in der Stadt gestalten.

Wir brauchen Eure Unterstützung

Aufregende zwei Jahre liegen nun hinter uns. Wir haben viel gemacht, gearbeitet, gekocht, Menschen kennen gelernt und dazu gelernt. Allerdings soll Zur Tonne auch für Andere wirksam sein und Veränderungen anstossen. Um diese Wirksamkeit empirisch zu messen, gibt es seit ein paar Wochen den vom IÖR entwickelten Fragebogen. Wenn ihr schon einmal bei einer unserer Veranstaltungen wart; mit uns gegessen, gekocht oder gelernt habt: Dann bitten wir euch um ein paar Minuten eurer Zeit. Die Befragung erfolgt selbstverständlich anonym und bietet auch Raum für eigene Gedanken oder Anmerkungen. Wir freuen uns über alle Teilnehmenden.

https://www.soscisurvey.de/ZurTonne/?fbclid=IwAR3sPoVTdJ-QfE6UdTXLya0abhgK6tuSlg1ju_QNAF1eW5zkNAjSqZT1ZNU